Peter Demetz bei einer Aufzeichnung des Literarischen Colloquiums im Dezember 1969.
Peter Demetz bei einer Aufzeichnung des Literarischen Colloquiums im Dezember 1969.
IMAGO/United Archives

Der 1922 in Prag geborene Germanist Peter Demetz ist in der Nacht auf Dienstag im Alter von 101 Jahren in New Haven, Connecticut gestorben. Entsprechende Meldungen bestätigte der Zsolnay-Verlag, wo seine Bücher "Die Flugschau von Brescia" (2002), "Böhmen böhmisch" (2006), "Mein Prag" (Neuauflage 2019) und "Diktatoren im Kino" (2019) erschienen sind, am Donnerstag. "Jahrhundertfigur der Literaturwissenschaft" nennt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" Demetz in einem Nachruf.

Demetz sei "der letzte lebende Protagonist der deutschen Literatur aus Prag" gewesen, so die "F.A.Z." über den Sohn einer deutsch-jüdischen Familie, dessen Mutter in Theresienstadt ermordet wurde und der unter der NS-Herrschaft Zwangsarbeit leisten musste. Er studierte in Prag, flüchtete nach seiner Dissertation im Jahr 1948 aus der Tschechoslowakei in den Westen und ging nach Deutschland, später in die USA, wo er an der Yale University ein zweites literaturwissenschaftliches Doktorat erwarb.

Dort bekleidete er von 1972 bis zur seiner Emeritierung 1991 die Sterling-Professur für Germanistik. "Was diesen letzten Vertreter der pragerdeutschen Literatur aber so besonders machte, das war seine Art zu schreiben. Geprägt von einem aufgeklärten Humanismus, vermochte er die Zeit aus der Literatur zu deuten und dabei das Ästhetische hochzuhalten", so Zsolnay-Verleger Herbert Ohrlinger. (APA, 2.5.2024)