Das Bild zeigt Bill Gates
Bill Gates und Microsoft – das dürfte buchstäblich unzertrennbar bleiben.
AP/Markus Schreiber

Bill Gates mag sich zwar offiziell aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen haben. Hinter den Kulissen von Microsoft bleibt er aber nach wie vor eine Schlüsselfigur bei der strategischen Ausrichtung. Sein tiefgreifender Einfluss auf die Entwicklung und Implementierung von KI-Assistenten im Unternehmen zeigt jedenfalls, dass seine Rolle nach wie vor weit über die eines passiven Beobachters hinausgehen dürfte.

Wie aus einem Bericht von Business Insider hervorgeht, der auf Informationen von Microsoft-Mitarbeitern zurückgreift, hat sich Gates in diesem Zusammenhang bereits 2017 mit einem richtungsweisenden Memo an CEO Satya Nadella und andere leitende Angestellte gerichtet. Darin hob er das Potenzial von "KI-Agenten" hervor und prognostizierte, dass diese Agenten die größte Computerrevolution einläuten würden, "seit wir vom Tippen von Befehlen auf das Anklicken von Icons übergegangen sind".

Wie wir heute wissen, setzt Microsoft derzeit alles daran, ein KI-Tool namens Copilot tief in all seine Produkte zu verankern – es soll Nutzerinnen und Nutzern dabei helfen, Aufgaben wie das Verfassen von E-Mails, das Erstellen von Präsentationen oder das Zusammenfassen von Inhalten zu erleichtern. Auch wenn die Qualität solcher Assistenten noch oft zu wünschen übrig lässt, ist die strategische Zielvorgabe klar – und mit ChatGPT-Entwickler OpenAI für Microsoft einer der wichtigsten Motoren dieser Entwicklung an Bord.

Die "geheime" Brücke zu OpenAI

Tatsächlich soll auch die enge Beziehung von OpenAI zu Microsoft auf Bill Gates zurückzuführen sein. Die Partnerschaft zwischen Microsoft und OpenAI wird zwar häufig mit Kevin Scott in Verbindung gebracht, der als technischer Leiter von Microsoft ein entscheidendes Treffen zwischen Sam Altman und Satya Nadella im Jahr 2018 initiierte.

Allerdings wird dabei oft übersehen, dass Bill Gates bereits seit 2016 in regelmäßigem Austausch mit OpenAI und Sam Altman stand und das Sprachmodell GPT-4 im Sommer 2022 während eines Dinners direkt in Gates' Anwesen Premiere feierte. Schon seit der Veröffentlichung seines Buchs The Road Ahead im Jahr 1995 hatte der Microsoft-Gründer die Vision einer Software, die wie ein persönlicher Assistent auszusehen habe. Sein Engagement trug über die Jahrzehnte trotz vieler Fehlschläge maßgeblich dazu bei, dass Microsoft derzeit eine führende Rolle im Bereich Künstliche Intelligenz einnimmt.

Der Einflüsterer für Nadella

Die Einflussnahme von Gates zieht sich auch wie ein roter Faden durch die Amtszeit von Satya Nadella als CEO des Konzerns. Als Nadella 2014 die Führung von Microsoft übernahm, bat er sogar Gates darum, 30 Prozent seiner Arbeitszeit als technischer Berater zur Verfügung zu stehen. Dieses Arrangement sollte nicht nur Gates' umfangreiche Erfahrung und Einsichten nutzen, sondern auch dazu dienen, Nadellas Durchsetzungsfähigkeit innerhalb des Unternehmens zu stärken. Insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz soll Gates dabei seinen erheblichen Einfluss auf Nadellas Entscheidungen ausgenutzt haben.

Während Nadella also die öffentliche Führung innehat, dürfte Gates im Verborgenen weiterhin ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben und maßgeblich die Richtung prägen, die Microsoft auch in Zukunft einschlägt. Dieses subtile, doch entscheidende Mitwirken könnte nicht zuletzt Gates' Versuch sein, "der Geschichte zu trotzen", wie er es laut Business Insider bereits in jüngeren Jahren selbst angedeutet hatte. Seine Ambitionen, Microsoft als führende Kraft in der Tech-Branche einzementieren zu wollen, scheinen trotz der vielen Jahre und Herausforderungen ungebrochen. Jetzt eben "heimlich". (bbr, 1.5.2024)