Alle zwei Jahre ein neues Handy, weil es der Tarif so vorsieht, oder gar jedes Jahr das gerade aktuelle iPhone. Diese Praxis war lange Zeit üblich, hinterfragt hat das fast niemand. Aber: Die Zeiten ändern sich. Denn die potenziellen Schäden für die Umwelt sind enorm. Ein Smartphone, das eigentlich noch funktioniert, müsste eigentlich gar nicht als Elektroschrott enden. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft hat das Start-up Refurbed angefangen, wiederaufbereiteten Elektrogeräten wie Smartphones oder Laptops ein zweites Leben zu schenken. Doch wie viel Kilo CO2-Emissionen, wie viele Liter Wasser und wie viele Gramm Elektroschrott spart man mit einem solchen wiederaufbereiteten Gerät im Vergleich zu einem Neukauf ein?

Diese Frage beantwortet ein neues Rechenmodell, dass das Fraunhofer-Institut entwickelt hat. Damit die Ökobilanzierung – simpel gesagt die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks – von 10.000 Produkten berechnet werden konnte, ging man in drei Schritten vor: Erstens evaluierte man die Emissionsquellen während des Aufbereitungsprozesses. Zweitens schaute man auf den Einfluss der Händler auf die Umweltauswirkungen, beispielsweise welche Art der Energieversorgung genutzt wird. Und drittens achtete man auf die technischen Daten der einzelnen Produkte wie Akkulaufzeit, Speicherkapazität oder Displaygröße. Angeschaut wurden Smartphones, Laptops und Tablets.

Viele alte Handys, zum Teil sind sie kaputt.
Weltweit werden jährlich 50 Millionen Tonnen an Elektroschrott produziert.
APA/Julian Stratenschulte

Die Ergebnisse verraten: Das Einsparungspotenzial von CO2-Emissionen, Wasser und Elektroschrott ist groß, vergleicht man ein aufbereitetes Gerät mit einem Neugerät. Konkret in Zahlen gegossen, heißt das: Bei einem schwarzen iPhone 12 mit 64 Gigabyte Speicher können 56,8 kg CO2 eingespart werden, das entspricht minus 82 Prozent an Emissionen. Wasser wird um etwa 22.000 Liter bzw. 87 Prozent eingespart; der Elektroschrott reduziert sich um 138 Gramm, das sind 76 Prozent weniger.

Spannend ist: Bei den Smartphones spart man relativ zwischen 70 und 90 Prozent ein, die Absolutwerte hingegen unterscheiden sich stark: Während beim iPhone 11 Pro Max 102,6 Kilogramm an CO2 durch das zweite Leben eingespart werden, sind es beim Samsung Galaxy S23 lediglich 40,9 Kilogramm CO2.

Mehr Transparenz

Bereits vergangenes Jahr führte das Fraunhofer-Institut im Auftrag von Refurbed eine Pilotstudie durch, bei dem die Einsparungspotenziale für die fünf betrachteten Modelle jedoch geringer ausfielen. Als Grund dafür führt Paul Rudorf vom Fraunhofer-Institut an, dass man "im vergangenen Jahr besonders konservativ vorgegangen" sei und viele Sicherheitsfaktoren in die Abschätzung miteinbezogen habe.

Für die Ökobilanzierung gibt es den international gültigen Standard gemäß ISO-14040/44. Das dient dafür, die Umweltauswirkungen eines Produkts über den gesamten Lebensweg beurteilen zu können. Das Rechenmodell ist gemäß dieser Norm zertifiziert, was für die Konsumenten auch in Zukunft mehr Transparenz bedeuten kann, weil der Bewertungsaufwand über die ökologische Wirkung der Geräte nun um einiges geringer sei, so Rudorf.

Dieser geringere Bewertungsaufwand könnte auch Refurbed helfen. Das Start-up hat es sich als Ziel gesetzt, konkrete ökologischen Kennzahlen bereitzustellen und es den Konsumenten zu erleichtern, nachhaltig zu entscheiden. Seit der Firmengründung 2017 habe man so 270.000 Tonnen CO2 eingespart, was dem Verbrauch von 58.300 Pkws in einem Jahr entspricht, so der Co-Founder Peter Windischhofer. (Sarah Kirchgatterer, 22.4.2024)