Vor etwas mehr als 30 Jahren, am 1. März 1994, wurde nach nächtelangen Verhandlungen in Brüssel über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union ein Durchbruch erreicht. Es war teilweise zäh gewesen, Außenminister Alois Mock hielt sogar einmal zu mitternächtlicher Stunde ein Scheitern für möglich. Kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Heute auch nicht mehr vorstellen kann man sich, dass Mock die Staatssekretärin Brigitte Ederer von der SPÖ, durchaus nett gemeint, aber schwer patriarchalisch, "unser Maskottchen" nannte und ihr ein Busserl aufdrückte.

Flaggen EU und Österreich
Im Juni 1994 stimmte eine Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher für den EU-Beitritt.
APA/HELMUT FOHRINGER

Das eigentlich Bedeutsame an der Zeit und der Politik damals war aber, dass es eine gemeinsame Anstrengung von SPÖ und ÖVP gab, diesen für Österreich historischen Schritt zu verwirklichen. Kanzler Franz Vranitzky musste erst die eigene, skeptische Partei überzeugen, Alois Mock und Franz Fischler die eigenen skeptischen Bauern – und alle miteinander jene Österreicher, die allem Neuen und Weltoffenen abgeneigt waren. Und das waren anfangs nicht wenige. Jörg Haider verbreitete Idiotien über EU-"Blutschokolade" und "Schildlaus-Joghurt". Die FPÖ hält die Tradition hoch.

Im Juni stimmten dann beim Referendum über den Beitritt 66,6 Prozent mit Ja (Wahlbeteiligung 82 Prozent). Ein Beispiel dafür, wie man in parteiübergreifender, patriotischer Zusammenarbeit und mit einer klugen, intensiven Informationspolitik ein großes Ziel erreicht. (Hans Rauscher, 13.4.2024)