Die US-amerikanischen Sicherheitsdienste warnten am 7. März die russische Regierung, dass ein Anschlag der Terrorgruppe "Islamischer Staat" in Russland bevorsteht. Nun wird laut Washington Post bekannt, dass die US-Geheimdienste spezifisch von der Crocus City Hall bei Moskau gesprochen hatten, wo dann tatsächlich am 22. März der Angriff mit 140 Toten stattfand.

Gedenken an die Opfer des Anschlags auf die Moskauer Crocus City Hall. Mindestens 140 Menschen kamen dabei ums Leben.
REUTERS/Evgenia Novozhenina

Drei Tage zuvor, am 19. März, hatte Präsident Wladimir Putin noch bei einer Versammlung des Inlandsgeheimdienstes FSB (Nachfolger des KGB) die Warnung verächtlich abgetan: "Ich möchte an die jüngsten provokativen Äußerungen von einer Reihe von offiziellen westlichen Strukturen erinnern, betreffend potenzielle Terrorattacken in Russland. Alle diese Aktionen ähneln ausgesprochen einer Erpressung und der Absicht, unsere Gesellschaft einzuschüchtern und zu destabilisieren."

Der ehemalige KGBler Putin bewies also den versammelten FSBlern seine Unfähigkeit, auf westliche Warnungen vor einem gemeinsamen Feind zu hören. Das hat eine große Tradition. Bevor Hitler seinen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 startete, wurde Stalin mehrfach gewarnt, unter anderem von dem Spion Richard Sorge an der deutschen Botschaft in Tokio, aber auch von Churchill, der Informationen aus dem "Ultra"-Entschlüsselungssystem der Briten weitergab. Aber: Stalin tat das wütend als "Provokation" ab. Antiwestliche Paranoia damals wie heute. (Hans Rauscher, 4.4.2024)