Eigentlich ist das Ausbringen von Steinsalz im Abstand von zehn Metern um unversiegelte Flächen – also auch Parkwiesen oder Baumscheiben – laut Wiener Winterdienstverordnung verboten. Im Sigmund-Freud-Park vor dem Abgang zur Votivpark-Garage wurde aber Salz ausgebracht.

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Auch im Rathauspark wurde Salz gestreut.

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Ein Detailfoto aus dem Rathauspark. Die Fotos wurden dem STANDARD zur Verfügung gestellt.

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Viel Salz gestreut wurde in dieser Wintersaison....

Simoner

...auch auf den Gehwegen rund um den Bahnhof Wien-Mitte.

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Wien – Der Winter hat sich aus der Stadt zwar weitgehend verzogen, auf vielen Gehsteigen und Fahrbahnen in Wien ist es aber weiterhin auffallend weiß. Die Rückstände des in der Wintersaison ausgebrachten Streusalzes sind auch wegen der vorangegangenen tiefen Temperaturen sowie Trockenheit so gut sichtbar. Das Salz wird noch so lange das Stadtbild prägen, bis es durch Regen weggewaschen wird – laut Prognose frühestens Mitte kommender Woche.

Eigentlich gilt in Wien ein Salzstreuverbot. Das wird aber bei entsprechender Witterung jedes Jahr gemäß einer Verlautbarung außer Kraft gesetzt. Dann kommt die Winterdienstverordnung zum Tragen, die – mit Ausnahmen – das Salzen erlaubt. Für das Ausbringen von Salz und Salzsole auf den Straßen und Radwegen ist die MA 48 verantwortlich. Der Salzverbrauch in dieser Wintersaison ist "überdurchschnittlich", wie eine Sprecherin sagte. Bisher wurden mehr als 10.000 Tonnen Salz verbraucht.

Höchstwert bis zu 20.000 Tonnen pro Saison

Von einem Höchstwert sei man aber weit entfernt: Die Bandbreite beträgt zwischen 5000 und 20.000 Tonnen Salz pro Saison. Damit werden das Straßennetz (2800 km) und 1100 km Radwege betreut. Zum Einsatz kommt vor allem Feuchtsalz. "Damit kann die notwendige Auftaumittelmenge deutlich reduziert werden", sagte eine Sprecherin. Feuchtsalz darf – anders als Steinsalz – laut der Wiener Verordnung auch vorbeugend gestreut werden.

Auch die Asfinag, die sich um die 55 Autobahn- und Schnellstraßen-Kilometer in Wien kümmert, setzt auf eine flüssige Salzlösung. Der Vorteil: Die Sole haftet auf der Fahrbahn und wird nicht verblasen. Bei tiefen Temperaturen kommt höher konzentriertes Salz zum Einsatz. In der Saison 2016/17 wurden laut einer Sprecherin 2000 Tonnen Salz in Wien ausgebracht. "Diese Saison wird es etwas mehr sein." Die Wiener Linien streuen pro Winter rund 150 Tonnen Salz.

Auch viel Salz auf Gehwegen

Zu den mehr als 12.000 Tonnen von Stadt, Asfinag und Wiener Linien kommt das Salz, das auf Gehwegen landet und für die Sicherheit von Passanten sorgen soll. Dafür verantwortlich sind die Liegenschaftseigentümer. Die Firma Attensam betreut als Platzhirsch im Winterdienst 13.000 Liegenschaften in und rund um Wien. Zahlen zum Salzverbrauch konnte ein Sprecher am Freitag nicht nennen. Innerstädtisch wurden in diesem Winter 20 Einsatztage vermerkt. Ausgebracht wird Streugut, das aus Streusplitt und einem Auftaumittel, also Salz oder Kaliumkarbonat, besteht.

Apropos Streusplitt: Durch den vermehrten Einsatz von Salz konnte die Stadt die Streusplitt-Mengen drastisch reduzieren. Im Winter 1995 waren es 133.500 Tonnen, im Winter 2002/03 immerhin 28.000 Tonnen. 2016/17 wurden nur noch 78 Tonnen Rollsplitt gestreut. Der weitgehende Verzicht ist laut MA 48 "eine wichtige Maßnahme der Stadt Wien im Kampf gegen Feinstaub".

Folgen für Umwelt, Schutz für Vierbeiner

Statt Feinstaub hat aber auch Salz Folgen für die Umwelt. "Streusalz versickert mit dem Schmelzwasser im Boden. Dringt es in den Boden ein, entzieht es Bäumen und Sträuchern Wasser, was bis zu ihrem Absterben führen kann. Streusalz belastet aber auch das Grundwasser", steht auf der Homepage der Stadt. Tierbesitzern empfiehlt die MA 48, die Pfoten ihrer Vierbeiner vor jedem Spaziergang einzucremen und danach zu waschen.

Laut Verordnung ist mit einigen Ausnahmen verboten, Steinsalz im Umkreis von zehn Metern um unversiegelte Flächen – also Wiesen oder Baumscheiben – zu streuen. Aktuelle Fotos, die dem STANDARD zur Verfügung gestellt wurden, zeigen aber, dass man es nicht so genau nimmt. Dabei dürfte im Umkreis von zehn Metern um unversiegelte Flächen nur das umweltschonendere – aber um einiges teurere – Kaliumkarbonat für den Winterdienst zum Einsatz kommen. "Wenn es so eine Verordnung gibt, müssen sich alle daran halten – auch die Stadt Wien", kritisiert der Grüne Rüdiger Maresch. Laut Stadt wird in den Parks kein Salz verwendet. (David Krutzler, 24.3.2018)