Eine an sich schlichte Frage beschäftigte uns vergangene Woche recht intensiv: Nimmt ORF-Redakteur Hans Bürger im Jahr 2025 an der Tanzshow Dancing Stars teil? Die Kleine Zeitung vermeldete das zuerst als fix, DER STANDARD fragte bei Bürger nach – und erhielt eine etwas kryptische Wenn-dann-Antwort. Es war ein hektischer Tag im Ressort, und in der Multitasking-Eile interpretierten wir Bürgers Mail als Bestätigung.

Wir vermeldeten seine Teilnahme als Fakt. Denn: In der Sache gut informierte Menschen im ORF gingen von Bürgers Auftritt auf dem Tanzparkett aus – allerdings immer "vertraulich", also nicht zitierbar. Wir beschlossen, Hans Bürger auf dieser Basis zum Kopf des Tages zu machen. Bis dann abends einer, der es wissen sollte, doch abwinkte – warum auch immer schon wieder "vertraulich". Wir entschieden uns schließlich für ein "soll" teilnehmen. 2025 wissen wir dann, wie die Geschichte ausgegangen ist.

hans bürger im orf
Ein Gastspiel von ORF-Redakteur Hans Bürger bei "Dancing Stars" wurde kolportiert – aber von Bürger nicht bestätigt.
screenshot orf tvhtek

Ist und Soll in Vösendorf

Eine weitere kleine Sache, die große Wellen geschlagen hat: die Gemeinderatswahl in Vösendorf. In der niederösterreichischen Gemeinde ging es so turbulent zu, dass wir dem Wahlkampf dort eine große Reportage gewidmet haben. Die SPÖ regierte Vösendorf sehr lange, 2020 hat die ÖVP mit Bürgermeister Hannes Koza übernommen. "Für die Roten geht es auch darum, nach jahrzehntelanger SPÖ-Herrschaft in Vösendorf den Ist-Zustand nach einer schwarzen Legislaturperiode wiederherzustellen", behaupteten wir.

Der Ist-Zustand ist allerdings eben eine ÖVP-Regierung, die rote Regierung wäre aus Sicht der Genossinnen und Genossen der Soll-Zustand. Seit Sonntag sind diese Überlegungen ohnehin Makulatur: Die Schwarzen erlangten in Vösendorf die absolute Mehrheit.

Bayern und Baden-Württemberg

Noch eine sprachliche Unschärfe: Wir zitierten einen Wirtschaftsvertreter mit der Aussage, dass der Politik ein Gesamtkonzept fehle, was den Umgang mit dem Fachkräftemangel angeht. Und ergänzten: "Eine Einschätzung, die unlängst auch der Rechnungshof (RH) in einer Bestandsaufnahme zum Fachkräftemangel kritisierte." Natürlich kritisierte der Rechnungshof die Einschätzung nicht, sondern teilte sie.

Trat in Donaueschingen lieber ohne ihren EU-Spitzenkandidaten auf: AfD-Chefin Alice Weidel.
REUTERS/Heiko Becker

Die "Alternative für Deutschland" kippte just im Europa-Wahlkampf in eine taktisch ungünstige Spionageaffäre, der Spitzenkandidat erschien deshalb nicht zum Wahlkampfauftakt in Donaueschingen – das liegt allerdings in Baden-Württemberg, nicht in Bayern, wie von uns behauptet.

Wien liegt in Wien, dort demonstrierten Menschen für einen unabhängigen ORF. Wir bedienten uns für den Bericht darüber einer Meldung der Austria Presse Agentur, in der die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger zitiert wurde. Daraus schlossen wir daraus voreilig, dass Blimlinger bei der Demo anwesend gewesen sei, das war aber nicht der Fall.

Eine Ruh' ist in Venedig

Nicht ganz korrekt war außerdem, dass wir "Rat auf Draht" als "Telefonseelsorge" bezeichnet haben. Die vom SOS Kinderdorf betriebene Beratungs-Hotline für Kinder und Jugendliche ist überkonfessionell.

Eine Touristin fotografiert den Markusdom in Rom.
Im Markusdom in Venedig wird um Ruhe gebeten – auf italienisch, nicht auf spanisch.
AFP/MARCO BERTORELLO

Sehr religiös hingegen ist der Markusdom in Venedig, dort ist man auch sehr auf eine würdige Atmosphäre bedacht. Deshalb wird regelmäßig per Lautsprecher um Ruhe gebeten, mit dem schlichten italienischen Wort "Silenzio!". In Hans Rauschers Einserkastl wurde daraus das spanische "Silencio!". Aber Hauptsache, eine Ruh’ ist. (Sebastian Fellner, 7.5.2024)

Ein Affe hält sich die Augen zu darunter der schriftzug vermurkst die fehlerkolumne
"Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD.
DER STANDARD