Der Michaelerplatz in der Wiener Innenstadt soll begrünt werden.
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Wien – Mehr als 100 Unterstützer haben sich in einem offenen Brief gegen die am Montag präsentierte Umgestaltung des Michaelerplatzes in der Wiener Innenstadt ausgesprochen. Die geplanten Bäume und das Wasserspiel würden die Sicht auf historische Fassaden nehmen, so die Kritik. Unter den Unterzeichnern des von der Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) veröffentlichten Schreibens finden sich zahlreiche Universitätsprofessoren verschiedener Fachrichtungen aus dem In- und Ausland.

"Niemand würde auf die Idee kommen, auf der Piazza Navona in Rom, der Grand-Place in Brüssel oder auf dem Domplatz in Salzburg Bäume zu pflanzen. In Wien aber plant die Stadtregierung die Begrünung des Michaelerplatzes, eines der historisch, architektonisch und städtebaulich bedeutendsten Plätze Europas", heißt es in dem an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gerichteten Text. Der Michaelerplatz mache "die wichtigsten Phasen der Stadtgeschichte – von der Römerzeit über das Mittelalter und das Barock bis zur Moderne – unmittelbar anschaulich".

"Zerstören die Wirkung des historischen Ensembles"

"Auch wenn die Bestrebungen der Stadt Wien zur Klimaanpassung grundsätzlich zu begrüßen sind, zerstören sie hier die Wirkung des historischen Ensembles", heißt es in dem offenen Brief, über den die Tageszeitung "Die Presse" am Freitag zuerst berichtete. Die geplante Neugestaltung des Platzes bedrohe jedoch "seine städtebauliche Wirkung und fügt dem historischen Ensemble gravierenden Schaden zu". Die Kosten für den Umbau wären für eine Verbesserung des Stadtklimas an anderer Stelle besser investiert. Der Anpassung solle eine "fundierte städtebauliche Analyse" vorangestellt werden, so die Forderung.

Unterschrieben haben den Text unter anderen die ehemalige Direktorin des Belvedere, Agnes Husslein Arco, Architekt Hermann Czech, Architekturpublizist Otto Kapfinger, Kunsthistoriker Andreas Nierhaus und der langjährige Präsidenten des internationalen Denkmalrats Icomos in Österreich, Wilfried Lipp. Auch Institutionen wie die Österreichische Gesellschaft für Historische Gärten und die Accademia Nazionale di San Luca in Rom und die Associazione Italiana di Storia dell'Architettura finden sich unter den Unterstützern.

Die Wiener Planungsstadträtin Ulrike Sima (SPÖ) und Innenstadt-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) hatten am Montag bei der Präsentation der Umbaupläne erklärt, im Einklang mit dem Denkmalschutz sollten neun Bäume gepflanzt, Gräserbeete angelegt und ein Wasserspiel errichtet werden. Auch mehr Verkehrsberuhigung und mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger seien vorgesehen. Zu Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. (APA, 26.4.2024)