Ende des Vorjahres schloss man die Akquisition des Spiele-Publishers Activision Blizzard endgültig ab. Kostenpunkt: 65 Milliarden Euro. Dieser Megadeal hat auch jetzt noch Auswirkungen auf die Quartalszahlen im Bereich Gaming.
AFP/INA FASSBENDER

Das Wort Quartalszahlen gehört normalerweise nicht zu jenen Begriffen, die man gerne in die Einleitung eines Textes wirft. Da wir diese Hürde jetzt allerdings hinter uns haben, können wir uns die spannenden Inhalte der aktuellen – genau, Quartalszahlen – von Microsoft ansehen, die einmal mehr beweisen, dass der US-Konzern zwei Gesichter hat.

Die knapp 62 Milliarden Umsatz sowie die knapp 22 Milliarden Gewinn, während des dritten Quartals des Microsoft-Geschäftsjahres, bedeuten nicht nur eine zweistellige Prozent-Steigerung in beiden Bereichen, sondern auch sehr erfolgreiche Zahlen in Sachen Cloud-Services, Office und KI. Die zwei dicken Minuszeichen in diesen ansonsten so positiven Zahlen fallen deshalb umso mehr auf, auch weil sie beide mit Hardware und nicht mit Software zu tun haben.

Personalwechsel bei Surface

Seit zwölf Monaten schreibt Microsoft ein Minus im Bereich Surface, also vor allem Laptops und Tablets. Allein im letzten Quartal gingen die Umsätze um 17 Prozent runter und das, obwohl es in dieser Zeit neue Surface Geräte gab. Was sicher nicht geholfen hat, war der überraschende Abgang vom Windows und Surface Verantwortlichen Panos Panay in Richtung Amazon.

Panays Position übernahm kurz darauf Pavan Davuluri, zumindest im Bereich Windows, die zusätzliche Stelle als Surface-Verantwortlicher kam erst vor wenigen Wochen hinzu. Offenbar hatte die Idee, die zwei Bereiche von unterschiedlichen Personen leiten zu lassen, ebenfalls keinen Erfolg. Auch im vierten Quartal geht man von einem weiteren Minus in der Sparte aus. Eine Erklärung für den anhaltenden Rückgang lieferte das Unternehmen am Donnerstag nicht.

Xbox-Spiele auf Playstation

Sieht man sich die hauseigene Konsole Xbox an, gibt es mehrere Faktoren zu beachten. Da wäre zum einen der sehr erfolgreiche Fokus des Unternehmens auf den Abo-Service Xbox Game Pass, der ein Umsatzplus von 62 Prozent verzeichnet. Das hat allerdings primär mit der erfolgreich abgeschlossenen Akquisition von Activison Blizzard zu tun, die davor viele Monate in der Schwebe war und immerhin ein Volumen von 65 Milliarden Euro hatte.

Der Game Pass läuft erfolgreich und hat laut Microsoft-Angaben bereits 34 Millionen Abonnenten. Auf die spürbar gesunkene Nachfrage bei diesem Service in den letzten Monaten und parallel dazu massiv einbrechende Absatzzahlen bei der Konsole Xbox, kündigte Microsoft erst vor wenigen Wochen an, mehr hauseigene Spiele auf andere Plattformen bringen zu wollen.

"Wir bringen vier unserer Fan-Lieblinge zum ersten Mal auf Nintendo Switch und Sony Playstation", sagte Microsoft-CEO Satya Nadella während eines Earnings Call am Donnerstag. Vom Erfolg dieser Strategie zeigt man sich jetzt schon überzeugt. "In der Tat hatten wir Anfang dieses Monats sieben Spiele unter den Top 25 im Playstation Store, mehr als jeder andere Publisher."

Schon länger hatte man den Eindruck bei Microsoft, die eigene Konsole würde schon lange nicht mehr im Fokus stehen, was den Umsatzeinbruch von 31 Prozent im letzten Quartal deutlich macht. Viel mehr versucht man den Game Pass zu erweitern, etwa mit dem Kauf anderer Studios oder sogar großer Publisher. Dieser soll wohl mittel- bis langfristig auch auf anderen Plattformen Einzug halten. Die Konsole ist mittlerweile im vierten Jahr. Laut Gerüchten soll der US-Konzern deshalb bereits an einer neuen Hardware, einer Nachfolgekonsole, arbeiten. Sieht man sich die aktuellen Verkaufszahlen an, wird man darüber vielleicht noch einmal nachdenken.

Mit der gesunkenen Nachfrage nach Konsolen-Hardware, so viel sei ergänzt, hat allerdings nicht nur mit Microsoft zu tun. Auch bei Sony mit der Playstation und auch Nintendo mit der Switch klagten zuletzt über eine gewisse Marktsättigung. So hatte etwa Sony im Februar die Prognosen von 25 auf 21 Millionen verkaufte Playstation-Geräte im Jahr 2024 heruntergesetzt. Nintendo musste im Vorjahr mit einem Rückgang des Konsolenabsatzes um rund acht Prozent kämpfen.

Egal ob Smartphone, Tablet oder Laptop – der Erfolg der Surface-Sparte bleibt aktuell überschaubar.
AP/Mark Lennihan

Software kann Microsoft

Trotz dieses Schwächelns im Bereich Hardware zeigen die eingangs erwähnten Zahlen, dass der US-Konzern strategisch derzeit viel richtig macht. So hat der Service "Microsoft 365" mittlerweile über 80 Millionen zahlende Kunden, was genauso ein Plus in der Umsatz- und Gewinnstatistik bedeutet wie im Bereich Cloud Services. Auch der verstärkte Einsatz bei Künstlicher Intelligenz läuft sehr positiv für den Konzern. Dank Azure OpenAI verkauft Microsoft sehr erfolgreich an Unternehmen, die KI-Aufgaben via Cloud erledigt haben wollen.

Nachdem Microsoft zuletzt aufgrund von Sicherheitsmängeln in der Kritik gestanden war, äußerte sich der CEO Satya Nadella im Earnings Call auch dazu. "Sicherheit hat für uns oberste Priorität," bestätigte er das eigene Engagement. Man würde die Arbeit in diesem Bereich "verdoppeln" und sichergehen, dass dieser Bereich künftig noch vor alle anderen Funktionen und Investitionen gestellt werde. (aam, 26.4.2024)