"Ihr könnt die Schuhe gern anlassen“, höre ich in letzter Zeit immer wieder, wenn ich Menschen zu Hause besuche. Dass man Gäste mit ihren Straßenschuhen in die in aller Regel blitzblank geputzte Wohnung bittet, ist in vielen Fällen natürlich reine Höflichkeit – bloß keine Umstände für die Gäste! Es ist aber angesichts des Zeugs, das laut Studien an unser aller Schuhsohlen klebt, vor allem auch ziemlich mutig.

Die meisten Menschen ziehen zuhause ihre Schuhe aus. Aber was, wenn Gäste kommen?
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Ich ziehe meine Schuhe daher immer sofort aus, wenn ich eine Wohnung betrete. Ja, sogar, wenn ich dabei realisiere, dass ich zwei verschiedene Socken anhabe. Ich will Ihnen die Details ersparen, eventuell sitzen Sie ja gerade beim Essen, aber offenbar treten wir den lieben langen Tag in mehr Hunde- und andere Haufen, als wir ahnen. Und auch potenziell krebserregende Stoffe trägt man so eventuell nach Hause. Das ist für Menschen mit Kindern oder schwachem Immunsystem nicht ideal – und auch angesichts schöner Teppiche und alten Parketts nicht ratsam.

Keine Garderobe

Andere sehen das lockerer, weil es letztendlich hauptsächlich unappetitlich ist, darüber nachzudenken, was man sich mit den Schuhen alles in die Wohnung holt. Immerhin sind wir Tag für Tag umgeben von unzähligen Krankheitserregern, mit denen unser Körper in den meisten Fällen aber umgeht, ohne dass wir es mitkriegen.

In Ländern wie den USA ist es viel üblicher, die Schuhe anzulassen. Häufig gibt es hier nicht einmal eine richtige Garderobe. Auch dort ziehen zwar immer mehr Menschen ihre Schuhe zu Hause aus. Von Gästen wird das häufig aber nicht erwartet. Darum stapeln sich bei Partys die Mäntel in Ermangelung von Garderobenhaken auf Sesseln und Betten. Doch die Schuhe lässt man an – immerhin gehören die zum Outfit.

Alternative: Hausschuhe

Es stimmt schon – man steht einander in Socken ganz anders gegenüber, und der entschlossene Schritt fällt barfuß schwerer. Gäste muss man daher vorab informieren, dass man ein schuhfreier Haushalt ist, raten Etikette-Experten daher.

Oder man bietet ihnen Hausschuhe an, wie das hierzulande selbst im Hochsommer gemacht wird, sobald man bei der Haustür reinkommt. Nur schauen die Hausschuhe oft aus, als würden sie seit den 1980er-Jahren ununterbrochen getragen. Dann doch lieber kalte Füße. Und die unterschiedlichen Socken als Statement sehen. (Franziska Zoidl, 25.4.2024)