Privatdetektiv Skip (Steve Zahn) hat einen besonders großen Hut und immer einen schlechten Ratschlag parat.
Privatdetektiv Skip (Steve Zahn) hat einen besonders großen Hut und immer einen schlechten Ratschlag parat.
Elly Films

Es gibt einen Privatdetektiv mit lächerlich großem Hut, eine Verwechslung und einen kaltblütigen Auftragskiller – LaRoy hat alles, was ein Film von Ethan und Joel Coen braucht. Nur haben die Coen-Brüder gar nichts damit zu tun. Regie hat hier ein gewisser Shane Atkinson geführt, es ist sein erster Spielfilm. Die Mutter des Regisseurs beschreibt dessen Arbeit als "sehr lustig", nur bemängelt sie die vielen Schimpfwörter.

LaRoy, das ist eine staubtrockene, fiktive Wüstenstadt in Texas, wo jederzeit ein Gestrüppball durchs Bild rollen könnte. Dort lebt Ray Jepsen (John Magaro), der gemeinsam mit seinem viel attraktiveren Bruder (Matthew Del Negro) einen Baumarkt betreibt. Ungefragt erzählt ihm sein Freund Skip (Steve Zahn), der Privatdetektiv mit dem richtig großen Hut, dass Rays Frau (Megan Stevenson) ihn betrügt. Wie man das eben so macht in Texas, will sich Ray auf einem Parkplatz erschießen. Bevor er aber abdrücken kann, gibt ihm jemand, der ihn für einen Auftragskiller hält, einen Koffer voller Geld und einen Zettel mit einer Adresse. Statt sich selbst umzubringen, beschließt Ray also den Auftrag einfach auszuführen – aber für einen Amateur ist das gar nicht so einfach. Vor allem, wenn einem der echte Profi schon auf den Fersen ist.

Absurde Brutalität

Erzählt wird diese bizarre Geschichte mit viel Liebe zu komischen Situationen, ohne dabei vor exzessiven Gewaltdarstellungen zurückzuschrecken. Nichts davon ist besonders neuartig. LaRoy versucht gar nicht, irgendein blutüberströmtes Rad neu zu erfinden. Eigentlich nette Menschen stolpern einfach in ein Missverständnis, dadurch wird etwas viel Größeres ausgelöst, und ehe man sich versieht, pflastern Leichen den Weg einer unscheinbaren Kleinstadt.

Besetzt ist diese leichte, aber von einem nihilistischen Unterton getragene Kriminalkomödie mit Darstellern, die man sonst eher aus Nebenrollen kennt. Allen voran John Magaro, der erst im vergangenen Jahr im oscarnominierten Drama Past Lives zu sehen war. Steve Zahn, den man aus der gefeierten Serie White Lotus als reichen Vater kennt, spielt den skurrilen Privatinspektor – und ist in seiner absoluten Unfähigkeit, irgendetwas richtigzumachen, wunderbar unterhaltsam. Am meisten sticht aber Dylan Baker – der in den Spider-Man-Filmen von Sam Raimi den Dr. Connors mimte – als wirklich grausamer Auftragskiller hervor.

Fargo, Texas

Diese Mischung aus Gewalt, absurdem Humor und grotesken Situationen ist so unterhaltsam wie uninnovativ. Shane Atkinson hat sich wohl das Ziel gesetzt, Fargo in die wilde Neowesternwelt von No Country for Old Men zu verfrachten – und das funktioniert überraschend gut. Gute Künstler kopieren, während großartige stehlen, zumindest soll Picasso das einmal gesagt haben. Wenn man sich mit einem ziemlich schamlosen Rip-off abfinden kann, ist LaRoy ein gelungener Film. Wahrscheinlich sogar einer der besten Coen-Filme, der nicht von den Coen-Brüdern ist. (Jakob Thaller, 26.4.2024)