2751 öffentlich zugängliche Tankstellen gab es zu Jahresende 2023 in Österreich – das geht aus der aktuellen Tankstellenstatistik des Fachverbands Mineralölindustrie der Wirtschaftskammer hervor. Es ist eine Zahl, die seit Jahren stagniert: Vor vier Jahren, Ende 2019, waren es 2733 Tankstellen; Ende 2016 waren es 2670. Im tankstellenmäßig hochversorgten Österreich geht nicht viel mehr als der Status quo. Die meisten Tankstellen gab es Ende 2023 übrigens in Niederösterreich (601), die wenigsten in Vorarlberg (96).

Um 57 Prozent wuchs die Zahl der Ladepunkte auf Österreichs Tankstellen vergangenes Jahr
Um 57 Prozent wuchs die Zahl der Ladepunkte auf Österreichs Tankstellen vergangenes Jahr.
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Interessant sind allerdings die Verschiebungen innerhalb der quantitativ stagnierenden Tankstellenlandschaft. Da wäre zunächst einmal die Tatsache, dass BP – Hauptsitz in London und hierzulande einer der großen Player am Tankstellenmarkt – beträchtlich aufgestockt hat. Von 216 Tankstellen Ende 2022 ging es hinauf auf 265. Hintergrund: eine Markenpartnerschaft mit der Julius Stiglechner GmbH mit Sitz in Linz, deren Tankstellen großteils nunmehr unter BP firmieren. BP steigt damit von Platz vier auf Platz zwei unter den bekannten Markentankstellen in Österreich auf. Davor kommt Eni, dahinter die OMV und Shell.

57 Prozent mehr Ladepunkte

Eine weitere Verschiebung betrifft die Mobilitätswende, die auch auf die Infrastruktur der Tankstellen durchschlägt: Die Zahl derer mit Strom-Ladefunktion ist im Vorjahr von 107 auf 168 gestiegen, ein Zuwachs von 57 Prozent. Insgesamt gibt es damit in Österreich 482 Strom-Schnellladepunkte an Tankstellen – vor allem entlang der Autobahnen finden sie sich häufig. Die Umrüstung ist weniger trivial, als sie möglicherweise klingt, weil leistungsstarke Leitungen verlegt und Trafo-Stationen errichtet werden müssen. "Die Branche steht vor der Herausforderung, die Transformation hin zu einem klimaneutralen Energiesystem bis 2050 beziehungsweise 2040 erreichen zu müssen", meint dazu Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Fachverbands für Mineralölindustrie.

Die meisten Tankstellenkundinnen und -kunden betrifft das aber interessanterweise nur am Rande. "Zwei Drittel unserer Kunden kommen nicht, um zu tanken, sondern beispielsweise um einzukaufen oder das Auto zu waschen", erklärt Melanie Milchram-Pinter, die Chefin von BP Österreich. BP etwa will dem Trend, der sich schon seit Jahren zeigt, in Form von jeder Menge Convenience-Angebote von Bistros über Waschstraßen mit allerlei Funktionen bis hin zu Supermärkten à la "Billa Now" gerecht werden. "Ich hätte mir früher nicht gedacht, dass man auf Tankstellen einmal selbstverständlich frisches Obst und Gemüse kaufen wird können", sagt Milchram-Pinter. Der Trend wird wohl weitergehen. Künftig wird sich die Tankstelle laut der BP-Chefin, abhängig vom jeweiligen Standort, zu einem "Mobilitätszentrum" entwickeln. Dessen Charakteristika: "ein Angebotsmix von unterschiedlichen Kraftstoffen und EV-Lademöglichkeiten bin hin zu Carsharing-Angeboten und zusätzlichen Services wie beispielsweise Paketabholstationen". (Joseph Gepp, 26.4.2024)