Parzival theater der jugend jonas graber
Parzival (Jonas Graber, vorn) muss noch viel lernen, um in die Gralsburg (hinten: Uwe Achilles als Anfortas und Sascia Ronzoni als Kundry) einzuziehen.
Rita Newman

Kingrimursel, Plippalinot oder Vergulacht – das Mittelhochdeutsche hat seine witzigen Seiten (zumindest was die Eigennamen betrifft). Inspiriert davon ging Regisseur Michael Schachermaier daran, Wolfram von Eschenbachs berühmten Versroman Parzival für das Theater der Jugend neu zu schreiben. Die 25.000 Reime wichen einem schneidig komprimierten Dialogstück, das von der Abenteuerlust und den Lehrjahren des im Wald aufgewachsenen Königinnensohnes erzählt.

Parzival (Jonas Graber) verlässt seine fürsorgliche Mutter Herzeloide (Elisa Seydel), um seinem tapferen, im Kampf gefallenen Vater Gahmuret (Frank Engelhardt) nachzueifern, und gerät so auf die für ihn ohnehin vorgesehene Bahn als künftiger Gralskönig. Die Neudichtung folgt dem patrilinearen Grundmuster, Frauenfiguren (etwa Sascia Ronzoni als Kundry) bleiben dabei in Gehilfinnenpositionen, sie sterben gewohnheitsmäßig auch an gebrochenem Herzen – da wäre mehr Aktualisierung möglich gewesen. Um Ausgleich zu schaffen, übernimmt Elisa Seydel die Rolle von König Artus, verleiht diesem aber erst recht wieder ein explizit mackerhaftes Aufreten.

Digitale Kulissen

Schachermaier taucht die Ritterwerdung in ein Fantasy-Kleid, für das Bühnenbildnerin Dominique Wiesbauer ansprechende Videoanimationen entwickelt hat, die das Geschehen auf der Bühne des Theaters im Zentrum integral überblenden. Das hat Effekt. In schnellen Schritten zieht die Uraufführung voran und lässt doch keine wichtige Begegnung aus. Chapeau für diese Dramaturgie (Sebastian von Lagiewski)!

Dabei erschaffen die digitalen Kulissen eine pulsierende mittelalterliche Welt, in der Fachwerkhäuser Parzivals Weg säumen, Bettler am Wegesrand ihm die Hand entgegenstrecken oder sich animierte Pferde vor ihm aufbäumen. Soundtechnisch hat man wie immer alle Geschütze aufgefahren: wummernde Watschen, krachenden Schlachtsound oder knisternde Feuersbrünste. Vor allem optisch ist das ein lukullischer Abend. (Margarete Affenzeller, 24.4.2024)