Die emotionale Diskussion über die Bereitstellung von Services wird seit bereits zwei Jahren bei Google geführt.
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Die angespannte weltpolitische Lage hat nun auch den US-Konzern Google erreicht. Am Dienstag gingen mehrere Mitarbeiter in den Sitzstreik, da Google einen sehr lukrativen Vertrag mit der israelischen Regierung bezüglich Cloud-Services unterhält. Von den Streiks betroffen waren insgesamt drei Büros des Konzerns, darunter jenes von Cloud Division Director Thomas Kurian im Silicon Valley und jenes in New York. Alle hartnäckig im Sitzstreik verharrenden Personen wurden vom Sicherheitspersonal dazu aufgerufen, sich zu entfernen. Nachdem das nicht passiert war, wurden sie von der örtlichen Polizei in Handschellen abgeführt.

Kein genaues Wissen über die Abnehmer

Eine am Streik beteiligte Person erzählte "Wired", dass an insgesamt drei Standorten von Google protestiert wurde. Schon den ganzen Tag beteiligten sich "dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" an dem gewaltfreien Protest, der verlangte, dass der US-Konzern einen 1,2 Milliarden schweren Cloud-Computing-Vertrag mit der israelischen Regierung auflösen solle. Ein Großteil der Streikenden wurde von den lokalen Verantwortlichen vorübergehend beurlaubt, weshalb diese zeitnah die Büros wieder verließen. Neun Streikende blieben jedoch standhaft und wurden wie erwähnt erst spät am Abend von der Polizei abgeführt. Offenbar erhielten diese Personen auch eine Vorladung vor Gericht, wie der Beteiligte erzählte.

Bereits letzte Woche hatte "Time" über den betroffenen Vertrag – auch genannt Project Nimbus – berichtet und dass dieser unter anderem die Bereitstellung der Services für die israelischen Verteidigungskräfte beinhalte. Die Information ist nicht ganz neu. Seit bereits zwei Jahren finden unter den Angestellten von Google und Amazon, der US-Gigant ist ebenfalls in den Vertrag miteingebunden, Proteste gegen die geschäftliche Beziehung statt. Damals wurden Dokumente veröffentlicht, die zeigten, dass die US-Firmen KI-Technologien beispielsweise für Videoanalysen bereitstellten. Die Vorwürfe der Protestierenden waren damals ähnlich wie jene von dieser Woche: Die Bereitstellung solcher Technologien würde dem israelischen Sicherheitsapparat ermöglichen, Palästinensern zu schaden.

Laut einem Bericht der "Washington Post" haben israelische Behörden bestätigt, dass der Vertrag zwischen der Regierung und den Tech-Konzernen nicht vorsieht, dass Google oder Amazon den Vertrag auf bestimmte Abteilungen der Regierung limitieren können oder dürfen. Deshalb wurden damals schon Bedenken geäußert, die Services könnten für militärische Zwecke genutzt werden. In den letzten Wochen habe es laut Medienberichten deshalb von Google angestrebte Verhandlungen mit der israelischen Regierung gegeben. Deren Ergebnisse sind der Öffentlichkeit allerdings bis heute nicht bekannt.

Kündigung aus Protest

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober des vergangenen Jahres und die darauffolgenden Angriffe auf die Palästinenser in Gaza, die bis heute andauern, haben die internen Kritiker von Project Nimbus wieder lauter werden lassen. Erst vor wenigen Wochen sponserte Google eine Konferenz, wo es um die israelische Technologiebranche ging. Über 600 Mitarbeitende des US-Konzerns sollen damals eine Petition unterzeichnet haben, die sich gegen eine Finanzierung der Konferenz ausgesprochen haben soll. Einer der Hauptverantwortlichen hinter der Petition war der Cloud-Software-Ingenieur Eddie Hatfield, der die Konferenz sogar lautstark störte. Er wurde drei Tage später entlassen. Daraufhin verließ die für Sicherheitspolitik bei Google verantwortliche Vidana Abdel Khalek das Unternehmen. Aus Protest, wie sie später wissen ließ. (aam, 17.4.2024)