Der Rückgang der Inflation ist im März zum Erliegen gekommen. Die Inflation lag nach Angaben der Statistik Austria vom Mittwoch bei 4,1 Prozent. Damit war die Teuerung in Österreich gleich hoch wie im Vormonat Februar, für den der ursprüngliche Wert von 4,3 Prozent um 0,2 Prozentpunkte nach unten korrigiert wurde. "Aktuell sehen wir bei Lebensmitteln und in der Gastronomie einen geringeren Preisauftrieb als in den Vormonaten", sagt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. "Aber die Strom- und Treibstoffpreise wirken sich im Jahresvergleich nicht mehr preisdämpfend, sondern moderat preistreibend aus.“

Eine Frau trägt Taschen mit Nahrungsmitteln, im Hintergrund sind Marktstände zu sehen.
Die Inflationsrate in Österreich ist noch lange nicht dort, wo sie die EZB sehen will, nämlich bei zwei Prozent auf Jahressicht. Aber zumindest bei Lebensmitteln hat sich der Preisdruck schon stark abgeschwächt.
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Obwohl der Preisauftrieb insgesamt noch immer viel zu stark ausfällt, hat er in den vergangenen Monaten zumindest im besonders heiklen Bereich der Nahrungsmittel deutlich nachgelassen. Im März wurden Lebensmittel um 2,9 Prozent teurer, das waren um 1,2 Prozentpunkte weniger als die generelle Inflation. Im Vorjahr war es noch umgekehrt: Die Kosten für Nahrung stiegen viel schneller als für die meisten anderen Güter und Dienstleistungen. Der Unmut in der Bevölkerung war groß, die Regierung fühlte sich auf den Plan gerufen. Haben der von ihr flugs einberufene Lebensmittelgipfel oder die bisher nicht realisierte Preisdatenbank doch etwas gebracht?

Druck der Regierung

Zumindest nicht direkt, sagt IHS-Inflationsexperte Sebastian Koch unter Verweis auf den Rest der Eurozone, wo der Preisauftrieb bei Nahrung zuletzt ebenfalls stark nachgelassen hat. Als Ursachen führt er geringere Kosten für Getreide, Saatgut, Dünger und Futtermittel an. Allerdings habe der Druck der heimischen Regierung womöglich manchen Erzeuger oder Händler im Zweifel doch von einer Preiserhöhung absehen lassen. Allerdings hätte Türkis-Grün diesen Druck auch schon viel früher aufbauen können, gibt Koch zu bedenken.

Wie geht es bei den Preisen für Lebensmittel weiter? Der IHS-Ökonom wähnt sie auf einem "Hochplateau" und sagt: "Ich erwarte mir keinen wirklichen Preisauftrieb, eher eine Seitwärtsbewegung. Dass die Preise wirklich deutlich herunterkommen, kann ich mir nicht vorstellen." Gewisse Risiken stellten jedoch Extremwetter und Ernteeinbußen dar. "Aber das hat man immer", sagt Koch.

Schlecht im Europavergleich

Im Europavergleich steht Österreich allerdings immer noch schlecht da, die Teuerung ist eine der höchsten in der Eurozone. In Deutschland verringerte sich die Inflation im März auf nur noch 2,2 Prozent. Dazu beigetragen haben vor allem Lebensmittel, die in unserem Nachbarland erstmals seit neun Jahren auf Jahressicht tatsächlich etwas günstiger geworden sind – im Vergleich zum März 2023 um 0,7 Prozent. Allerdings gibt Koch zu bedenken, dass die Lebensmittelpreise zuvor in Deutschland wesentlich stärker gestiegen seien als hierzulande. Nämlich insgesamt um 23 Prozent, in Österreich um 17 Prozent.

Ein Arbeiter geht durch eine in Bau befindliche Erdgasleitung.
Beim Anstieg der Preise für Erdgas, zu sehen der Bau einer Leitung in Deutschland, ist Österreich unrühmlicher Spitzenreiter.
imago images/BildFunkMV

Ungeschlagen innerhalb der EU bleibt Österreich allerdings beim Anstieg der Gaspreise. Darauf weist das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut auf Basis von Eurostat-Daten hin. Demnach sind die Kosten im Mittel der Union seit Jänner 2021 um 65 Prozent gestiegen, in Österreich aber habe sich der Gaspreis mit einem Anstieg um 201 Prozent verdreifacht. "Das ist nun die Rechnung dafür, dass die Regierung gar nicht in die Gaspreise eingegriffen hat", meint Ökonom Leonard Jüngling. Mehr als die Hälfte aller Gasheizungen befinde sich in Mietwohnungen, deren Bewohner zusätzlich zu den explodierenden Gaspreisen auch mehrere Mieterhöhungen zu stemmen hätten.

Insgesamt ist der Preisauftrieb aber nicht nur in Österreich, sondern auch in der gesamten Eurozone mit 2,4 Prozent noch zu hoch. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt bloß zwei Prozent als Zielwert an und hat daher die Zinsen vergangene Woche unverändert auf hohem Niveau belassen, um die Teuerung weiter einzudämmen. Der Leitzins bleibt mit 4,5 Prozent somit auf dem höchsten Stand seit 2001. Derzeit gilt eine Zinssenkung im Juni als wahrscheinlich. (Alexander Hahn, 17.4.2024)