Mensa Hauptuni Wien Universität Essen
Mensa der Hauptuni Wien.
Kevin Recher

Hauptuni Wien: Ehrlich wie im Beisl

Kolingasse 14/16, 1090

Eine Mensa zur Mittagszeit habe ich mir chaotischer vorgestellt. Hier in der Kolingasse aber ist die Stimmung gechillt. Der Service ist herzlich, mit Wiener Schmäh auf den Lippen. Man fühlt sich wie im Beisl, als könne man hier den ganzen Tag sitzen und über das Leben tratschen. Das Essen überzeugt aber auch. Als Tagesteller gibt es Zitronen-Koriander-Huhn mit Gemüsereis um € 6,80, als Wochengericht wird Chili con Carne für € 8,90 angeboten.

Das Hendl wurde leider etwas zu lang gebraten und kaut sich etwas zäh. Der Reis, reichlich unspektakulär, ist immerhin nicht verkocht. Die leichte Currynote verwirrt, soll es doch um Zitrone und Koriander gehen. Insgesamt schmeckt das Gericht – etwas mehr Salz, dann wäre es sogar richtig gut gelungen.

Das Chili findet sich auf der flüssigeren Seite. Gulaschsuppe lässt grüßen. Der Eintopf überrascht mit einer angenehmen Schärfe im Abgang. Essbar, keine Frage, aber ohne Finesse. Vom Kauen des Fleisches bekommen Ungeübte am nächsten Tag wohl Muskelkater, so sehr wird die Kiefermuskulatur trainiert. Vielleicht hätte ich mich auch ans Schnitzel wagen sollen, das war auf fast jedem Tablett zu finden.

Akademie der bildenden Künste Mensa Universität Essen
Mensa der Akademie der bildenden Künste.
Kevin Recher

Akademie der bildenden Künste: Quintessenziell misslungen

Schillerplatz 3, 1010

Schlange stehen heißt es zu Mittag in der Mensa der Akademie. Hier reißen sich Studierende, Büromenschen und Gymratten vom nahen Fitnessstudio um Fleisch und Gemüse. Warum erschließt sich nicht. Das Essen ist das wahrgewordene Klischee misslungenen Kantinenessens.

Als vegetarische Speise steht Ratatouille mit Bulgur für günstige € 4,70 auf dem Plan. Der Bulgur ist noch richtig bissfest. Schade, dass er in einer wässrigen Tomatenplörre ertränkt wird. Gewürzt wurde vielleicht mit Salz und Pfeffer. Vielleicht, weil das Gericht nicht wirklich nach irgendetwas schmeckt. Man erkennt nur den Einsatz von einer leidenschaftlich eingesetzten Menge "Kräutermix Italienisch". Die Sauce erinnert an ein fertiges Sugo, das – und das ist schon ein Talent! – gewaltig verhaut wurde. Wie ein Kind stochere ich im zerkochten Gemüsegatsch herum, ich will ja nicht unhöflich sein.

Das Pariser Schnitzel ist nicht viel besser gelungen. Was an Sauce beim Ratatouille zu viel war, fehlt hier. Es ist eine trockene G’schicht, aber noch immer essbarer als das Veggie-Pendant. € 5,70 wird verlangt. Lauwarm, arges Fettaroma und ein Paniergatsch, der sich mit letzter Kraft am Hühnerfleisch festhält, kennzeichnen das Schnitzi. Die Petersilie auf beiden Tellern ergibt geschmacklich keinen Sinn, ist wohl der Signature-Stil der Küche.

"Der Kartoffelsalat ist fresh aus der Dose", schwärmt der Student neben mir am Tisch. Wohl die positivsten Worte zu dem Essen.

Boku Mensa Universität
Mensa an der Boku.
Kevin Recher

Boku: Viel Gemüseliebe

Peter-Jordan-Straße 76, 1190

Ich habe die Klischees der Boomer im Kopf: "An der Boku, da sind alle nur Körndlfresser und Veganer. Da kann’s in der Mensa gar nichts Gescheites zum Essen geben." Beim Besuch an der Uni für Bodenkultur gibt es Burger mit Pommes und Gemüsegulasch. Klingt ordentlich und schmeckt auch so – zumindest die Gemüseoption. Ganz entkommt man dem Klischee nicht.

Das Gemüsegulasch für € 5,90 ist ansehnlich. Viel unterschiedliches Gemüse – Paprika, Lauch Erdäpfel und Zucchini – ist sogar mit freiem Auge erkennbar und nicht zu einem unkenntlichen Brei verkocht. Sehr löblich. Ein bissl mehr Würze hätte dem Gulasch gutgetan, hier war man etwas sehr vorsichtig. Für den Preis geht das vegane Gericht aber als sehr empfehlenswert durch.

Der Burger dagegen ist ein zäher Fleischklumpen, auch wenn sich die Mensa-Küche rühmt, Bio-Rind zu verwenden. Die arme Kuh ist umsonst gestorben. Man schmeckt die lange Lagerzeit, die das Fleischlaberl in der Warmhaltetheke bereits hinter sich hat. € 10,50 kostet der Spaß, inklusive Pommes. Die Zwiebel-Ketchup-Sauce verstört mit undefinierbarem (Anis? Nelken?) Nachgeschmack. Immerhin frisch sind die Beilagen: Salat, Gurken und Zwiebeln sind reichlich vorhanden, vor allem Letztere. Wer liebt es nicht, auf eine fingerdick geschnittene Scheibe Zwiebel zu beißen? Die Pommes retten’s auch nicht. Die haben bei Lebzeiten noch nie Salz gesehen. Traurig letschert begleiten sie den Burger in die geschmackliche Unterwelt. (Kevin Recher, 25.3.2024)