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Wieder einmal am Boden: Wladimir Klitschko im Kampf gegen Anthony Joshua.

Foto: Nick Potts/PA via AP

"Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist", weiß Rocky Balboa. Und auch dieser Fight verspricht Stallone-Momente: Legende gegen K.-o.-Maschine, alt gegen jung, Ukraine gegen England. Wladimir Klitschko und Anthony Joshua bitten im vollgerammelten Wembley-Stadion zum "Kampf des Jahrhunderts". Dramaturgie ist hier die halbe Miete.

Televisionärer Tiefschlag

Dem televisionären Tiefschlag RTL ist es zu verdanken, dass man derlei im Free-TV überhaupt noch live zu sehen bekommt. Man bezahlt nur mit einem Werbeoverkill, der trotz Nehmerqualitäten zu akuter Apathie führt. Angezählt wirkt von Beginn weg der Moderator. Schon lange bevor 90.000 britische Kehlen "Sweet Caroline" anstimmen, versagt auch die Tontechnik. Die finanziell gut ruhig gestellten RTL-Experten Evander Holyfield und Lennox Lewis dürfen schweigen, lächeln, schunkeln. Sie hatten ihre Zeit.

"Da muss er aufpassen!"

Noch einmal wissen will es Klitschko, der Alte. Schwarzer Mantel, Todesengel. Die ganze Halle gegen ihn. Minutenlang muss er bei zehn Grad zappeln. Apoll Joshua wird mit Hebebühne und Feuerwerk vorab zum Triumphator erklärt. Verlieren verboten! Noch schnell die Queen besingen, ein Spot für Jogginghosen und los geht’s. Es folgt Werbung im Dreiminutentakt. Dazwischen Thriller. Runde fünf und sechs: Beide Champs gehen zu Boden. Noch benommener wirkt der Kommentator. Der Satz "Da muss er aufpassen!" kommt in Endlosschleife. In Runde 11 fällt Klitschko zum dritten Mal. K.o. wie Jesus.

Noch was zu Bohlen

Von der Traumquote bekommt dank Parallelschaltung auch "Deutschland sucht den Superstar" etwas ab. Auf den Punkt bringt es dort Poptitan Dieter Bohlen: "Der einzige, der hier wirklich raus ist, ist Wladimir Klitschko." Es war würdig und recht. (Stefan Weiss, 1.5.2017)