Eine - kostenpflichtige - Abrufplattform für Inhalte ist einer der zentralen Zukunftspläne im Strategiepapier ORF 2020, das General Alexander Wrabetz seinen Räten vorige Woche vorstellte. Keine ORF-Plattform, sondern ein gemeinsames Projekt des deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks nannte er als Ziel. Eine potenzielle Plattform dafür ist nun gestoppt: "Germany's Gold" von ARD und ZDF. Das Kartellamt funkte dazwischen.

ARD und ZDF geben das Projekt auf, es wäre wirtschaftlich nicht nach den Anforderungen des Kartellamts zu führen. Wrabetz ging darauf schon bei der Präsentation ein: Ein Fall für europäische Politik, findet er. Denn während nationale Kartellbehörden Projekte wie "Germany's Gold" und eine Plattform von RTL und ProSiebenSat.1 untersagten, rolle der US-Anbieter Netflix Markt für Markt auf. 

Keine Chance

Die von ARD und ZDF geplante Online-Plattform für Filme, Serien und Dokumentationen geht nun nicht an den Start. Die seit November 2011 laufende Überprüfung des Projekts durch das deutsche Bundeskartellamt habe ergeben, dass sich das Vorhaben für "Video on Demand" (VoD) in der geplanten Form nicht umsetzen lasse, teilten der WDR und das ZDF am Montag mit. Alternative Modelle, die den Bedingungen des Kartellamts entsprächen, hätten keine wirtschaftlichen Chancen.

Über "Germany's Gold" wollten die öffentlich-rechtlichen Sender deutsche TV- und Filmproduktionen der vergangenen 60 Jahre auf Abruf anbieten. Neben ARD und ZDF waren an dem Projekt private Produktionsfirmen und Rechteinhaber wie Bavaria, Brainpool, Beta Film, MME Moviement und Zieglerfilm beteiligt.

Verhandlungen seit März

Bereits im März hatte das Bundeskartellamt Bedenken geäußert. Das digitale Angebot "Germany's Gold" hätte in der bisherigen Planung zur Folge, dass die Preise und Auswahl der Videos miteinander koordiniert würden. Die Mediathek und die Produktion der Inhalte wären gebührenfinanziert und könnten schon deswegen eine Verfälschung des Wettbewerbs auf dem Video-On-Demand-Markt auslösen.

In Zeiten veränderter Mediennutzung und einer Fragmentierung des Angebots wäre ein Portal wichtig gewesen, das Filme, Dokus und Serien auch jenseits der klassischen TV-Ausstrahlung zugänglich macht, erklärten die Partnern von "Germany's Gold".

Das Kartellamt hatte ein ähnliches Projekt von RTL und der ProSieben-Gruppe mit der Begründung gekippt, die beiden Konzerne beherrschten bereits den TV-Werbemarkt in Deutschland. (APA, 16.9.2013)