Wer eine Reise in ein EU-Mitgliedsland plant, muss ab 15. Juni keine Angst mehr vor der nächsten Handyrechnung haben.

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Die Karten auf dem Mobilfunkmarkt werden derzeit neu gemischt. Da die beiden großen Anbieter A1 und T-Mobile Tarife teils kräftig erhöhen, rechnet man bei den Diskontern mit zahlreichen neuen Kunden. "Der Markt ist in Bewegung", sagte Hot-Chef Michael Krammer am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Der Mobilfunker konnte in den ersten Monaten des Jahres über 30.000 neue Kunden gewinnen und zählt nun über 730.000 Nutzer.

Und mit neuen Roaming-Angeboten sollen es mehr werden. So können Hot-Kunden ab 15. Juni, dem Stichtag für das Ende der EU-Roaminggebühren, im Tarif "Hot Fix" um 9,90 Euro pro 30 Tage 2,2 GB Daten im EU-Ausland nutzen. Mit "Hot fix Plus" sind es 3,1 GB und mit "Hot Data" 1,3 GB. Im Smartphone-Tarif inkludierte Minuten und SMS gelten im EU-Ausland uneingeschränkt wie im Inland.

(Tarif/Einkaufspreis) x 2 = Datenvolumen

Dabei hält sich der Mobilfunker an die Roamingformel der EU. Diese lautet: Nettopreis des Tarifs im Inland dividiert durch den Einkaufspreis für Mobilfunker im Ausland multipliziert mal zwei ergibt das Datenvolumen, das innerhalb der EU genutzt werden kann.

Für "Hot Fix" bedeutet dies folgende Rechnung: Der Tarifpreis ohne Mehrwertsteuer, also 8,25 Euro, wird dividiert durch den aktuell maximalen Einkaufspreis von 7,7 Euro pro GB. Verdoppelt ergibt dies einen Wert von 2,14 GB, der von Hot auf 2,2 GB aufgerundet wurde. Kunden müssen ihre Formel nicht selbst ausrechnen, das übernimmt ihr Anbieter für sie. Überschreiten die Kunden diese Grenze, dürfen Anbieter Aufschläge erheben. Der Provider muss die Grenze allerdings vorab mitteilen und einen Hinweis absetzen, wenn das erlaubte Datenvolumen erreicht wird. Die weitere Internetnutzung kostet dann maximal 7,70 Euro je Gigabyte plus Mehrwertsteuer, insgesamt also knapp neun Euro.

Verlustgeschäft

Für Hot ist die neue Roaming-Regelung ein Verlustgeschäft, sagt Krammer. Die Regelung benachteilige kleine Anbieter, da diese Datenpakete im Ausland teuer einkaufen müssen, während bei international agierenden Mobilfunkern die Kosten im Unternehmen bleiben. So kostet ein GB Daten eben 7,70 Euro im Ausland, während es im Inland mit rund 1,70 Euro zu Buche schlägt. Zwar sinkt der Auslandspreis jährlich um 20 Prozent, aber die Ausgaben schmerzen den Diskonter. Dementsprechend ist Krammer mit den Brüssler Entscheidungsträgern unzufrieden. Man habe "übersehen" die Wiederverkaufspreise, die sich die Anbieter untereinander verrechnen, den Inlandspreisen anzupassen – dies sei ein Kniefall vor den großen Telekomkonzernen gewesen. "Die Großen machen hier mit ihrem globalen Auftritt rechte Tasche – linke Tasche", so Krammer

Der Hot-Chef rechnet damit, dass mit der Regelung Kosten von sieben bis 25 Euro pro Jahr und Kunde anfallen. Er geht davon aus, dass sich die Datennutzung im Ausland versechsfachen wird. Die Mehrkosten will Hot mit der Gewinnung neuer Kunden abfangen.

Stabile Bindung

Krammer erwartet nicht, dass sich ausländische Kunden mit Hot-SIM-Karten eindecken, obwohl in Österreich die Angebote günstiger sind, als etwa in Deutschland. Auch hat die EU auch eine Sicherheitsschranke dafür einfallen lassen – die "stabile Bindung". Es lassen sich nur SIM-Karten des EU-Landes nach den neuen Roaming-Regeln nutzen, in dem sich der Nutzer am häufigsten aufhält. Wer sich daran nicht hält, riskiert Mehrkosten.

Hot-Chef Michael Krammer.

Zusätzlich betonte Krammer, dass heimische Kunden für Anrufe nach Griechenland weiterhin den Tarif zahlen, den sie schon bisher dafür bezahlt haben. In die umgekehrte Richtung hingegen kostet die Handynutzung künftig so viel wie beim Gebrauch im Inland. Krammer: "Bei manchen Tarifen der Konkurrenz kommt es billiger, nach Bratislava zu fahren und von dort aus ins Ausland zu telefonieren." (Markus Sulzbacher, 7.6.2017)