Der Chefredakteur des Wiener Wunders: Serge Aubin.

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Klagenfurt/Wien – Das Daumendrücken von David Alaba, der einen Videogruß im gelben Capitals-Leibchen geschickt hatte, und auch Herbert Prohaska hat genützt: Die Vienna Capitals haben am Freitag in souveräner Manier den zweiten Titel in der Erste Bank Eishockey-Liga (EBEL) nach 2004/05 geholt. Der Jubel im Lager der Wiener war dementsprechend groß. Am 19. April soll das gebührend gefeiert werden.

Mit dem 3:2-Erfolg am Freitagabend in Klagenfurt, der das 4:0 in der Finalserie fixierte, konnte die Meisterfeier nicht am gleichen Tag in Wien stattfinden. Auch wenn es sich für die Fans beim Public Viewing in der Albert-Schultz-Halle fast so angefühlt haben wird.

Die Caps haben den Triumph wohl nicht zuletzt dem Mann an der Bande zu verdanken: Meistermacher Serge Aubin war im vergangenen Juni als neuer Coach präsentiert worden. Ein Goldgriff für die Wiener. Der Frankokanadier war freilich auch glücklich. "Ich bin sehr erleichtert. Es war eine tolle Reise seit dem ersten Tag. Wir haben eine neue Identität aufgebaut und mit zwölf Siegen in Serie ist es einfach unglaublich", sprach Aubin noch einmal die kaum für möglich gehaltene Play-off-Leistung der Caps an. 4:0 im Viertelfinale über Innsbruck, 4:0 im Halbfinale gegen Südtirol und nun auch 4:0 gegen Rekordmeister KAC – ein "triple sweep", den es in der EBEL-Geschichte bisher noch nie gegeben hat.

Die verschworene Einheit

Wie so oft bei Mannschaftssportarten lag einer der Gründe auch im besonderen Zusammenhalt bei den Hauptstädtern. "Wir waren eine Familie, die in die gleiche Richtung zog und es konnte alles passieren. Es war toll, es auf diese Weise zu schaffen, das kann uns keiner mehr wegnehmen", erklärte Aubin, der sich als "Teil einer tollen Gruppe" sah. "Wir haben alle hart zusammengearbeitet und es hat sich bezahlt gemacht."

Nur 15 Niederlagen in 66 Spielen, nicht weniger als 145.866 Zuschauer allein in Wien, eine Spielzeit, die auch den Akteuren selbst für immer in Erinnerung bleiben wird. Ryan McKiernan, der am Freitag mit dem 3:2 das letzte Tor der Saison erzielt hatte, war begeistert: "Es ist unglaublich. Jeder hatte seinen Anteil, jeder hat sich voll eingesetzt." Und Assistant-Kapitän Rafael Rotter fügte hinzu: "Es war eine überragende Saison. Es fühlt sich überragend an!"

Auch der MVP der Saison, Riley Holzapfel, sprach gegenüber "Sky" von einer genialen Saison: "Du denkst nicht, dass es jede Runde ein sweep wird, aber wir haben es geschafft." Den MVP-Titel habe er nur dank des Teams geschafft.

KAC trotzdem zufrieden

Respekt und Anerkennung kam auch vom unterlegenen Finalisten. "Über ein 4:0 brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Wir haben nicht alle vier Spiele schlecht gespielt, aber in der entscheidenden Phase waren sie voll da", sagte Manuel Ganahl. KAC-Vizepräsident Hellmuth Reichel war mit der Art und Weise, wie sich der KAC präsentierte, zufrieden. "Nur im Finale ist es nicht so gelaufen, wie wir es uns erhofft haben", sagte Reichel, der sich auch zu einem möglichen Abgang von Coach Mike Pellegrims äußerte: "Er hat mir gesagt, er hat noch nicht unterschrieben. Ich persönlich glaube, er wird gehen, wenn er die Chance bekommt."

Pellegrims hat ein Angebot aus der deutschen Liga, Aubin hatte im Vorjahr hingegen in Wien einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben.

Zuschauermagnet

Die Vienna Capitals sind nicht nur sportlich die Nummer eins im österreichischen Eishockey. Mit 145.866 Zuschauern liegen die Wiener in der Erste Bank Eishockey-Liga (EBEL) auch bei den Gesamtzuschauern an der Spitze und sind im österreichischen Mannschaftssport sogar die Nummer drei hinter Rapid und Sturm Graz.

Laut EBEL-Statistik ist Rapid mit 273.223 Zuschauern in der Saison bis zum Palm-Wochenende die Nummer eins bei den Sportfans vor Sturm (149.993) und den drei Eishockey-Clubs Vienna Capitals, Black Wings Linz (140.385) und KAC (129.743). Erst dann kommt Austria Wien (102.046). Allerdings haben die drei Eishockey-Vereine deutlich mehr Heimspiele (30 bis 34) als die Fußball-Clubs (13 bis 14).

Durchschnittlich liegen daher im Eishockey die Linzer (4.679) vor den Caps (4.420). Zum achten Mal hintereinander übertraf die EBEL übrigens die Marke von einer Million Zuschauern in der Halle (1.053.047). (APA, red, 8.4.2017)