Aus Angst vor Beschwerden in sozialen Netzwerken würden Prüfungsbogen immer einfacher werden, beklagt Coe.

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Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sind im digitalen Zeitalter ein wichtiges Werkzeug der Meinungsbildung geworden. Gerade die Debatte um Hasspostings und das politische Klima hat die Rolle der Plattformen in den vergangenen Jahren zu einem Diskussionsthema gemacht.

Ihr Einfluss ist auch im Bildungsalltag spürbar. Robert Coe, ein Forscher der britischen Durham University beklagt nun, dass Lehrer aus Angst vor einem Beschwerdehagel in sozialen Medien mittlerweile Prüfungen immer leichter gestalten würden. Coe leitet Zentrum für Evaluation und Beobachtung an der Durham University und berät das Office of Qualifications and Examinations Regulations (Ofqual) der britischen Regierung.

Schnell Beschwerden bei "innovativen" Fragen

Es gäbe zu viel Fokus auf "Zugänglichkeit" und zu wenig auf "hohe Erwartungen" und "Herausforderungen", wird er auf TES zitiert. Das "voraussagbare Wiederkäuen" werde in Prüfungen belohnt, was zu einer Verzerrung der Leistungsbewertung führe. Fordernde Prüfungsbögen mit "innovativen" oder "unerwarteten" Fragen, könne man sich darauf einstellen, dass die ersten Schüler schon wenige Minuten nach dem Test auf Facebook oder Twitter ihrem Ärger Luft machen.

Als Folge würden viele Aufgaben nur noch das Erkennen bereits bekannter Fragemuster verlangen. Erschwerend komme hinzu, dass die Erstellung vorhersagbarer Aufgaben den verantwortlichen Prüfungskommissionen die Arbeit leichter machen würde. Man müsse die Zugänglichkeit wahren, dürfe aber nicht davon abgehen, "hohe Erwartungen" an die Schüler zu stellen und ihnen Herausforderungen zu liefern, fordert Coe.

Seitens des Joint Council for Qualifications, das die sieben größten Prüfungskommissionen Großbritanniens repräsentiert, sieht man die Situation anders. Es gäbe keine Angst davor, innovative Fragen zu entwickeln, heißt es dort. (red, 27.10.2016)