Für das Nachholen einer Ausbildung stellt die Regierung zusätzliche Mittel bereit.

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Bei den 19- bis 24-Jährigen liegt die Förderquote schon bisher bei 74 Prozent, sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf.

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Wien – Sie sind die größte Risikogruppe am Arbeitsmarkt: Menschen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben. Im Vorjahr kletterte die Arbeitslosenquote in diesem Segment erstmals auf über 25 Prozent. Als Reaktion auf diese Entwicklung wurde im Sommer bereits die Ausbildungspflicht bis 18 vom Parlament beschlossen.

Nur wenige Monate später wird jetzt bereits wieder nachgeschärft. Im Ministerrat einigten sich SPÖ und ÖVP am Dienstag auf eine Ausbildungsgarantie bis 25. Was damit gemeint ist: Für die Gruppe der unqualifizierten 19- bis 24-Jährigen wird es zwar keine Pflicht zur Weiterbildung geben, das AMS soll aber all jenen, die bereits länger als vier Monate als arbeitslos vorgemerkt sind, Nachqualifizierungsangebote garantieren.

Schon bisher viele Schulungen

Aber gab es bisher tatsächlich so viele Jugendliche in dieser Altersgruppe, die gern eine Ausbildung gemacht hätten, diese aber nicht bekamen? DER STANDARD hat bei AMS-Vorstand Johannes Kopf nachgefragt. Die Daten seines Hauses deuten jedenfalls nicht unbedingt darauf hin.

Von allen vorgemerkten Arbeitslosen kamen im Vorjahr 33 Prozent in den Genuss einer AMS-Förderung. Bei der Gruppe der 19- bis 25-Jährigen lag die Förderquote schon bei 50 Prozent. Und wenn man nur jene 19- bis 25-Jährigen hernimmt, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen – sie sind die Zielgruppe der jetzigen Ausbildungsgarantie –, liegt die Förderquote sogar bei 74 Prozent. Hier sind zwar alle AMS-Maßnahmen (auch Lohnzuschüsse etc.) berücksichtigt, aber selbst wenn man nur klassische Schulungen hernimmt, so absolvierten im Vorjahr 54 Prozent der niedrigqualifizierten Jugendlichen eine AMS-Schulung.

"Etwas Gutes"

Nachqualifizierungen wurden also schon bisher bei jungen Menschen wesentlich häufiger vorgenommen als bei älteren Semestern. Eine "Massengeschichte" werde die neue Ausbildungsgarantie daher wohl nicht, sagt Kopf.

Er hält sie aber trotzdem für "etwas Gutes". Denn: Durch den Beschluss der Regierung und die Umsetzung durch das AMS komme es zu einer "weiteren Sensibilisierung. Es wird noch stärker in Erinnerung gerufen, wie wichtig eine Ausbildung ist." Das werde zu einer zusätzlichen Nachfrage führen, die man dank des erhöhten Förderbudgets auch befriedigen könnte, glaubt Kopf.

Mehr Entscheidungsfreiheit

Und schließlich werde auch die Entscheidungsfreiheit der Betroffenen gestärkt. Ein Beispiel: Wenn das AMS jetzt eine offene Stelle für einen ungelernten Arbeiter im Tourismus hat, so muss diese Stelle angenommen werden. Eine Umqualifizierung wird in diesem Fall nicht genehmigt. Künftig könnte dieser Arbeit sagen: Ich möchte nicht mehr im Tourismus arbeiten, sondern beginne eine Lehre in einem anderen Bereich. Auch dadurch könne es also zu einem zusätzlichen Angebot kommen.

Diese Einschätzung wird auch vom Sozialministerium von Ressortchef Alois Stöger (SPÖ) geteilt. Sein Haus bekommt bekommt nun noch einmal mehr Mittel. Im Ministerratsbeschluss ist von "25 bis 40 Millionen Euro jährlich" die Rede. Das Budget 2017, das derzeit in Begutachtung ist, wird deshalb noch einmal nachdotiert, wie man im Finanzministerium bestätigt. Vorerst wird die Ausbildungsgarantie auf zwei Jahre befristet. Dann soll neu bewertet werden. (Günther Oswald, 25.10.2016)