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Uber muss seine Zahlen nicht offenlegen, weil das Unternehmen nicht an der Börse notiert. Dennoch sickerte etwas durch. Insider sprechen von einem Milliardenverlust im ersten Halbjahr.

Foto: Reuters/Kai Pfaffenbach

Kaum etwas, das der Fahrdienstvermittler Uber nicht schon versucht hat, um die Konkurrenz auf Abstand zu halten. Doch aggressive Expansionspolitik, Kampfpreise und Rabattaktionen haben ihren Preis und brockten dem Unternehmen aus San Francisco nun im ersten Halbjahr einen Verlust von mindestens 1,27 Milliarden Dollar (1,12 Milliarden Euro) ein, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet.

Mitschuld an der Misere sollen laut Uber ausgerechnet die Fahrer haben: So ist in den USA im Wettkampf mit Rivalen wie Lyft um die Vorherrschaft im Geschäft mit Taxi-Alternativen viel Geld zur Rekrutierung von Fahrern geflossen. Weil Uber nicht börsennotiert ist, muss der Konzern seine Zahlen nicht offenlegen. Durchgesickert sind sie aus einer Telefonkonferenz von Finanzchef Gautam Gupta, der Investoren alle drei Monate über die Ergebnisse informiert. Bloomberg zufolge soll Uber demnach trotz des zwischenzeitlich angeblich schon einmal profitablen US-Heimatmarkts seit der Unternehmensgründung im Jahr 2009 mindestens vier Milliarden Dollar verbrannt haben.

Angebote und Verbote

400 Städte weltweit wurden mittlerweile erobert. Mitunter war der Einzug in eine Metropole durchaus holprig. Dienste wurden angeboten, die in einigen Ländern nach lawinenartigen Protesten untersagt wurden. So ist der Markt Deutschland heute ein Zwerg, denn seit Uber Pop gerichtlich verboten wurde, dürfen Privatleute nicht mehr mit ihren eigenen Autos für Uber fahren. Ungarn wurde mittlerweile wieder abgestoßen, in China zog das Unternehmen nach hohen Verlusten die Reißleine und legte das dortige Geschäft mit dem lokalen Rivalen Didi Chuxing zusammen.

Das traditionelle Taxigewerbe brachte Uber zur Weißglut, platzte der Fahrdienstvermittler mit seinen Diensten doch in ein über Jahrzehnte gewachsenes Geflecht von Regeln und wirtschaftlichen Interessen. Uber-Chauffeure verfügen über keine Taxilizenz, da sie zumeist über Mietwagenfirmen angeworben werden. Die Taxi-Innung argumentiert außerdem, Uber expandiere in einem ohnehin schon gesättigten Markt auf Kosten der Taxis und übe maximale Kontrolle zu minimalen Kosten über die Fahrer aus. Denn obwohl einige von ihnen steuerlich als selbstständig gelten, müssten sie für den Job ein Training bei Uber absolvieren, bekämen die Preise diktiert und könnten von dem Konzern jederzeit aus dem System geworfen werden, wenn sie zu viele Fahrten ablehnen oder zu schlechte Bewertungen der Kunden bekommen. Uber hingegen, dessen Dienste über eine App angeboten werden, sieht sich als moderner Konzern, der in der Technologie von heute angekommen ist.

In Österreich ist Uber bisher nur in Wien unterwegs und bietet drei Dienste an: Uber X, das auf selbstständige Mietwagenunternehmer und Mittelklassewagen setzt, Uber Black, den Limousinenservice, und Uber Van. Mit Zahlen hält man sich allgemein bedeckt. 2015 soll das Wachstum 25 bis 30 Prozent betragen haben.

International ist Uber ein Riese. Keine Mobilitätsplattform vermittelt mehr Fahrten als die Amerikaner. Bewertet wird das Unternehmen mit knapp 70 Milliarden Dollar. Somit ist das Start-up mittlerweile wertvoller als beispielsweise der Autobauer Fiat-Chrysler. Beteiligt sind unter anderen Google, Goldman Sachs und Amazon-Gründer Jeff Bezos. Der aktuelle Verlust scheint also verkraftbar. (ch, 26.8.2016)