Wien – "He was a mentor and one of the funniest men who ever lived. He had a heart of the purest gold and a soul full of mischief. He was Garry." Als vor wenigen Wochen US-Filmemacher Garry Marshall im Alter von 81 Jahren starb, verlor Hollywood nicht nur einer der versiertesten Komödienregisseure der vergangenen Jahrzehnte, sondern auch einen Gentleman der alten Schule. Und nicht nur für Richard Gere, dem Marshall mit "Pretty Woman" einen seiner größten Erfolge bescherte, hatte er ein goldenes Herz.

Jesse (Kate Hudson) und ihre Schwester Gabi (Sarah Chalke) halten ihren Mann und ihre lesbische Partnerin vor Muttern wohlweislich geheim. Auch am "Mother's Day".
Foto: Mothers Movie

Garry Marshall war jemand, der seine Schauspieler in seine Arbeit miteinbezog, der genau wusste, wie man eine Pointe zu servieren hat und Szenen zu einem überraschenden Höhepunkt führt. Marshall beherrschte die hohe Kunst der romantischen Komödie alten Stils wie kaum ein anderer.

In seinem letzten Film, "Mother's Day", der nun ins Kino kommt, kann man das einmal mehr – und zum letzten Mal – bestaunen. Wie bereits die vorangegangenen Anlässe, der "Valentine's Day" (2010) und "New Years Eve" (2011), mit denen Marshall ein eigenes kleines Subgenre kreierte, bietet auch der Muttertag die Gelegenheit für eine Anzahl von Episoden, die davon erzählen, wie in unterschiedlichen Lebensphasen und Partnerschaften das Mutterdasein Bürde und Freude ist. In Wahrheit allerdings – und das ist das Großartige an diesem Film – ist "Mother's Day" bloß ein Vorwand für einen filmischen Setzkasten, in dem die einzelnen Figuren nahezu perfekt aufeinander abgestimmt sind.

Trailer (deutsch).
Robert Hofmann

Natürlich sind der größte Mehrwert dieser lose miteinander verknüpften Erzählungen ihre Stars, weshalb Julia Roberts, Jennifer Aniston, Kate Hudson und – ja, Väter haben am Muttertag auch was zu melden – Jason Sudeikis einander entweder zufällig über den Weg laufen oder in die Quere kommen. Das verlangt nach perfektem Tuning und einer Feinabstimmung Marshall'scher Prägung. Denn nicht auf das Herausnehmen der Figuren kommt es an, sondern auf das Zurückstellen ins richtige Fach.

Wenn Aniston etwa als geschiedene Mutter zweier Buben sich über die neue und vor allem viel jüngere Errungenschaft des Exmannes sorgt, gilt es gleichzeitig die Balance zu wahren mit dem Problem von Hudson, die seit Jahren ihre Ehe mit ihrem indischstämmigen Mann vor der reaktionären Mutter verheimlicht.

Trailer (englisch).
Movieclips Trailers

Banale Geschichten, gewiss, doch ist das Leben denn anders? Einfache Lösungen? Gibt es nur im Kino, doch sie stets mit sanfter Ironie zu brechen, das konnte niemand so gut wie Garry Marshall.

Also keine Sorge: Bevor die Rührseligkeit überhandnimmt, gibt es in "Mother's Day" – der Autobiografie des Regisseurs mit dem goldenen Herzen entsprechend – immer einen kleinen Spaß: "Wake Me When it's Funny". (Michael Pekler, 24.8.2016)