Für seine Fans gibt's ein Selfie mit Bürgermeister Michael Häupl.

Foto: Corn

SPÖ-Spitzenkandidat Michael Häupl dreht eine Runde am Ottakringer Kirtag.

Foto: Corn

Ein Kirtagsgast bekommt ein Autogramm: "Alles liebe, dein Bürgermeister Michael Häupl".

Foto: Corn

"Michi, wir lieben dich", ruft das begeisterte Publikum. Bezirksvorsteher Franz Prokop tanzt hinter dem Bürgermeister,

Foto: Corn

Wien – Es herrscht emsiges Gewusel am Kirtag in Ottakring. Zwischen Schießbuden und Essensständen ist eine große, mit roten Luftballons verzierte Bühne aufgebaut. Eine Band unterhält die aufgeregte und auf Bierbänken wartende Menschenmenge. Es ist eine gesellige Heurigenrunde, die am Nachmittag auf einen oder mehrere Spritzer zusammengekommen ist. Daneben stopfen Kinder Zuckerwatte in sich hinein, und Jugendliche lassen Gas aus den Ballons, um eine Piepsstimme zu bekommen.

"Wir warten auf den Michi", sagt eine ältere Frau mit Sonnenbrille, die an einem der vordersten Tische bei der Bühne Platz genommen hat: "Auf den Bürgermeister." Der Ottakringer und SPÖ-Spitzenkandidat für die Wien-Wahlen am 11. Oktober Michael Häupl wird später noch eine Rede halten. "Und auf ihn warten wir auch – auf unseren Freund", ergänzt ein Mann, der ein kariertes Hemd anhat und ebenfalls in der ersten Reihe sitzt. Er deutet auf einen Flyer mit dem Abbild von Franz Prokop, dem SPÖ-Bezirksvorsteher von Ottakring.

"Ein Bürgermeister, der was tut"

Für die Runde Pensionisten sind "die Roten" die einzige wählbare Partei. "Wir brauchen einen Bürgermeister, der etwas für die Leute tut, der ihnen hilft", meinen sie. Häupl hätte bewiesen, dass er für Wien da sei, das sehe man in puncto sozialer Wohnbau und bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. "Die Menschen müssen aufhören zu raunzen. In Wien geht's uns gut."

Ein einziger blauer Luftballon, der am Rucksack einer jungen Frau festgebunden ist, hat sich in die Menge verirrt. Die FPÖ und Heinz-Christian Strache sind für die meisten, die hier sitzen und ungeduldig warten, aber keine Option. "Den Strache, den brauchen wir hier nicht", sagt ein Mann lachend. "Seine Partei kommt für uns schon seit 80 Jahren nicht infrage." Sozialdemokraten seien er und seine Frau aber nicht – "wir sind halt Sozialisten".

"Wir lieben dich, Michi"

Die Stimmung erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt, als Häupl die Bühne betritt. Ottakring sei seine "Heimat", jedes Jahr verschlage es ihn auf den "traditionsreichen Kirtag", das Wetter sei traumhaft, mit der FPÖ werde es in Wien, solange er Bürgermeister bleibt, keine Koalition geben. Im Publikum ruft jemand "Wir lieben dich, Michi". Der Auftritt Häupls ist kurz, es geht nicht um Inhalte für die kommenden Wahlen, den Häupl-Fans genügt es aber.

Der rote Spitzenkandidat bekommt noch einen nachträglichen Geburtstagskuchen: aufeinandergestapelte Punschkrapferln. "Schon geschnitten", scherzt Prokop und stimmt "Happy Birthday" an. Nach seiner Rede beginnt der eigentliche Wahlkampf für die SPÖ-Spitze. Häupl dreht noch eine Runde, die Wahlhelfer verteilen Lebkuchenherzen; "A G' spür für Wien" ist darauf in Zuckerguss geschrieben.

Den Zuspruch, den Häupl und sein roter Bezirksvorsteher bekommen, gleicht dem von Popstars. Menschen winken ihnen, wollen Autogramme und ihnen die Hand schütteln. Die Älteren lassen Fotos machen, den Jüngeren sind Selfies lieber. "Ich mag den Herrn Häupl", sagt eine Kindergartenpädagogin. "Dass er die Flüchtlingskinder von Traiskirchen nach Wien geholt hat, ist eine schöne Sache."

"Bürgermeister ist ein guter Job"

44,6 Prozent holten die Roten bei den Bezirksvertretungswahlen im Jahr 2010 – sollte die SPÖ dieses Ergebnis halten, wäre Prokop "mehr als zufrieden", wie er zugibt. "Wir tun viel in Ottakring", sagt Häupl. Gerade, was "leistbares Wohnen" anginge, sei die Arbeit in Ottakring vorbildlich. In Wien, ist man sicher, wird es weiter einen roten Bürgermeister geben.

Dass Beate Meinl-Reisinger von den Neos um den ersten Platz und um seine Position kämpfen will, tut Häupl mit einem Lächeln ab. "Viele Menschen wollen Bürgermeister werden. Ich verstehe das auch – ist ja ein guter Job." Allerdings habe sie nicht gesagt, wo sie dieses Amt übernehmen will, ergänzt SPÖ-Wien-Geschäftsführer Georg Niedermühlbichler. (Oona Kroisleitner, 29.9.2015)