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Auf der Insel Pag hat die Hypo Alpe Adria nach einem Deal mit einem VIP-Kunden einen Schaden von fast 41 Mio. Euro erlitten.

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Wien - Die Frage, wie das mit der Kreditvergabe so gelaufen ist bei der Hypo Alpe Adria, wurde bereits am ersten Tag des U-Ausschusses thematisiert. Gefragt wurde die damalige Staatskommissärin der damaligen Kärntner Landesbank, Sabine Kanduth-Kristen, konkret ging es um einen Kreditfall, der unter dem Namen Hilltop aktenkundig ist. 2003 genehmigte der Hypo-Kreditausschuss die Vergabe von 37,2 Millionen Euro an die Hypo Consultants Liechtenstein - unter dem Punkt Sicherheit war im Protokoll "werthaltig: bianco" vermerkt. Die Frage der Abgeordneten an Kanduth-Kristen, was da gemeint gewesen sei, blieb freilich unbeantwortet im Budgetsaal des Parlaments stehen. Blankokredite, das weiß man trotzdem, sind solche, die ohne Sicherheiten vergeben werden.

Rettung für den VIP-Kunden

Tatsächlich beinhaltet die Causa Hilltop alle Ingredienzien eines typischen faulen Hypo-Kreditfalls: nutznießende VIP-Kunden, Immobiliendeal, Umwidmung dank Provision, diskrete Anstalten in Liechtenstein (Hilltop und Monarola) sowie Schaden, den der Steuerzahler trägt. Der liegt bei fast 41 Millionen Euro.

Begonnen hat die Sache am 11. Dezember 2002, als in der Beteiligungstochter Hypo-Consultants eine delikate Angelegenheit auf der Tagesordnung stand. Die Bankchefs Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger wollten laut einem Protokoll dem VIP-Kunden "Mister P." (Ivic Pasalic, einst innenpolitischer Berater von Kroatiens Präsidenten Franjo Tudjman) "Altlasten" abnehmen.

Laut Forensikern, die sich der Sache später annahmen, ging es darum, zwei angeschlagene Pasalic-Gesellschaften zu retten sowie eine Wechselreiterei-Affäre in der Hypo Kroatien zu planieren. Die Hypo-Manager schlugen ein Firmenkonstrukt rund um die Hilltop Anstalt in Liechtenstein vor. Man forderte die Mitarbeiter auf, die Sache "vordringlich zu behandeln". Denn "Mister P." habe "ersucht, die Transaktion für den Grundankauf raschest abzuwickeln, da er dringend seine offenen Verbindlichkeiten mit dem Staat einer Klärung zuführen muss. Der Druck eines Insolvenzantrags gegen seine Firmen verstärkt sich", hielt Striedinger im November 2003 in einem Aktenvermerk an Kulterer fest.

Rasch ging es dann wirklich. 2003 wurden fünf Gesellschaften gegründet, die Hilltop (laut Forensikern unter anderen Pasalic zuzuordnen) gründete die kroatische Piper. Die erwarb im September 2003 mit Hypo-Geld rund 1,4 Millionen Quadratmeter Weideland in Simuni auf der Insel Pag. Verkäuferin war die Stadt Pag, die Liegenschaft kostete 4,37 Millionen Euro.

Acht Wochen später drehte sich das Karussell flott weiter. Die Hypo-Consultants Liechtenstein, selbst erst am 3. Juli 2003 gegründet, erwarb Hilltop samt Piper samt Weideland - um 37.231.428 Euro. Der Erlös ging laut Abschlussbericht der Hypo-Forensik von August 2014 an zwei Gesellschaften von Pasalic, zudem sei die Wechselreiterei-Affäre bereinigt worden. Woher die blutjunge Consultants das Geld hatte? Von der Hypo Alpe Adria; und da schließt sich der Kreis zu U-Ausschuss und Vermerk "bianco".

Zweifelhaftes Gutachten

Die Preissteigerung beruhte auf einem Gutachten, das das Weideland mit rund 44 Mio. Euro bewertete; allerdings sagte der Gutachter später vor dem Staatsanwalt aus, die Hypo habe ihm diesen Betrag vorgegeben.

In den Jahren danach tat die Hypo, die Hilltop später an ihre Tochter Habeg weiterdrehte und mit hohen Werten in den Büchern behielt, viel, um die Liegenschaften umzuwidmen. Ende 2006, als die Wirtschaftsprüfer unruhig wurden, knüpften die Banker über zwei Österreicher Kontakte zu drei kroatischen "Lobbyisten" (Politikern), im April 2007 wurden rund 60 Prozent der Liegenschaft in Bauland umgewidmet. Kostenpunkt: 1,7 Millionen Euro, die über die Monarola Invest Anstalt bei der Hypo in Liechtenstein landeten. Und von dort von zwei Hypo-Bankern in zwei Tranchen und im Koffer abgeholt wurden. Je 210.000 Euro sollen an die kroatischen "Lobbyisten" gegangen sein, je 250.000 Euro an die beiden Österreicher.

Laut Anklageschrift zum Provisionsthema, die inzwischen fertig ist und aus der Profil jüngst zitiert hat, wird Ex-Hypo-Chef Josef Kircher vorgeworfen, die restlichen 550.000 Euro "für private Zwecke" behalten zu haben. Er bestreitet das mit der Erklärung, er habe das Geld im Auftrag Kulterers nach Kroatien weitergeleitet. Was dieser dementiert, gegen ihn seien die Ermittlungen in dieser Provisionscausa auch bereits eingestellt. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, DER STANDARD, 10.4.2015)