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Das Ecrins-Massiv in den französischen Alpen.

Foto: APA/ÖAV/LEONORE ROTHWANGL

Innsbruck/Grenoble - Zwei österreichische Bergführer sind nach dem Lawinenunglück in den französischen Alpen mit drei Toten am Donnerstag festgenommen worden. Es soll nun überprüft werden, ob sie nach der Gesetzeslage als Bergführer tätig sein durften. Ermittelt wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Bei dem Unglück am Mittwoch waren ein Wiener, ein Salzburger und ein Südtiroler getötet worden.

Ein Tiroler wurde lebensgefährlich verletzt in die Klinik in Grenoble eingeliefert und befand sich laut dem französischen Staatsanwalt Raphael Balland am Donnerstag weiter im Koma. Die Ärzte schätzten seinen Zustand weiterhin als kritisch ein. Die Ermittler sollen prüfen, wie die Tour in hochalpinen Lagen organisiert worden war.

Warnung vor Böen

Die plausibelste Hypothese ist nach bisherigen Erkenntnissen, dass starker Wind ein Schneebett losgelöst hat, das die Skifahrer unter sich begrub. Der Staatsanwaltschaft zufolge war am Mittwoch in den gesamten französischen Hochalpen wegen starker Windböen vor Lawinen gewarnt worden. Das Risiko wurde demnach auf einer fünf Stufen umfassenden Skala mit drei eingestuft.

Der Präsident des Österreichischen Alpenvereins, Andreas Ermacora, meinte, es sei in Frankreich eine "gängige Prozedur", dass Personen bei einem Verdacht auf fahrlässige Tötung vorübergehend in Gewahrsam genommen werden können. Dies sei ihm auch von der Vertrauensanwältin der österreichischen Botschaft in Paris bestätigt worden.

Die beiden Bergführer - laut Alpenverein ein Tiroler und ein Steirer - würden derzeit noch vernommen. Die vorübergehende Festnahme dürfe nicht länger als 48 Stunden andauern. Dann müsse ein Richter im Falle des Falles über die Verhängung der U-Haft entscheiden, erklärte Ermacora. Er glaube aber nicht, dass diese verhängt werde, da sich der Verdacht auf ein Fahrlässigkeitsdelikt beziehe, so der im Zivilberuf als Rechtsanwalt tätige Alpenvereins-Präsident.

Bergführer

Den beiden Österreichern seien bereits Donnerstag früh zwei französische Rechtsanwälte zur Seite gestellt worden. Ermacora betonte, dass es sich bei den beiden Österreichern um erfahrene, staatlich geprüfte Berg- und Skiführer handle. Generalsekretär Robert Renzler sagte, dass man sich vom Bergführerverband auch noch einmal die aufrechte Mitgliedschaft der beiden bestätigen lassen werde.

Die elfköpfige Gruppe des Österreichischen Alpenvereins war laut ÖAV am Mittwoch gegen 14.30 Uhr im Ecrins-Massiv am Col Emile Pic nahe der Ecrins-Hütte in rund 3.350 Metern Höhe von einem 80 Meter breiten und 250 Meter langen Schneebrett in die Tiefe gerissen worden, nachdem die Alpinisten eine Scharte bewältigt hatten. "Die Teilnehmer waren gerade damit beschäftigt, ihre Skiausrüstung anzulegen, als sich das Schneebrett löste", schilderte ÖAV-Präsident Ermacora. Sechs Teilnehmer wurden komplett, fünf teilweise verschüttet. Die Teilverschütteten konnten sich entweder selbst befreien, bzw. kamen ihnen Alpinisten zu Hilfe, die sich in diesem Bereich befunden hatten. Hinter der ÖAV-Gruppe soll nämlich eine Gruppe aus Deutschland und eine aus Tschechien abgestiegen sein. "Und kurz zuvor ist eine deutsche Gruppe abgefahren, ohne dass etwas passiert ist", so Ermacora.

Die drei Alpinisten im Alter zwischen 20 und 25 Jahren verstarben noch an Ort und Stelle. Der schwerverletzte Tiroler wurde in die Klinik nach Grenoble geflogen. Die restlichen Gruppenmitglieder hatten die Nacht in der Ecris-Hütte verbracht und wurden Donnerstagvormittag mit Rettungshubschraubern nach Briancon ausgeflogen.

Zum Unglückszeitpunkt hatten laut ÖAV "gute Verhältnisse" geherrscht. Die Gruppe umfasste neun junge Bergsportler, die an dem Alpenvereins-Projekt "Junge Alpinisten" teilnahmen, und zwei staatlich geprüfte Bergführer aus Österreich. Im Zuge der mehrtägigen Tour sei geplant gewesen, das Ecrins-Massiv zu durchqueren. Die Gruppe, die "bestens" ausgerüstet gewesen sei, war seit vergangenem Samstag unterwegs und hätte die Tour nach zwei weiteren Tagen abschließen sollen. Ziel des Projekts "Junge Alpinisten" sei es, junge Bergsteiger zu selbstständigen Alpinisten auszubilden. (APA, 2.4.2015)