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Protest gegen die US-Basis: Okinawas Bewohner machen gegen die amerikanische Militärpräsenz mobil.

Foto: AP / Eugene Hoshiko

Die japanische Präfektur Okinawa liegt näher am chinesischen Festland als an den Hauptinseln Japans. Das frühere Königreich Ryukyu war in früheren Jahrhunderten sowohl China als auch Japan tributpflichtig, bis es im 19. Jahrhundert Teil Japans wurde. Heute ist es für Tokio und Washington ein Vorposten im Konflikt mit China und steht so mitten im geostrategischen Spiel in Asien. Eine Rolle, mit der die Bewohner der Insel nicht gerade glücklich sind.

Vor allem sind es die alltäglichen Probleme, die den Menschen zu schaffen machen. Die Inseln beherbergen den größten Teil der amerikanischen Truppen in Japan. Das verursacht Belastungen: den Lärm der US-Militärmaschinen, die Umweltverschmutzung durch das Militär und soziale Konflikte mit den US-Truppen.

Wenn gebaut wird, bleiben die Truppen

Kein Wunder also, dass die Einwohner Okinawas in der Mehrheit die Verringerung oder gar den Abzug der Truppen fordern. Doch diese wollen um- statt abbauen: Besonders umstritten ist der geplante Bau des neuen Stützpunkts Henoko im dünnbesiedelten Norden der Insel. So soll die südliche Stadt Ginowan entlastet werden. Doch dieses Argument überzeugt nur wenige: Denn wenn neu gebaut wird, heißt dies, dass die US-Truppen erhalten bleiben.

Bei der Wahl im Dezember 2014 wurden alle vier Direktmandate von Gegnern des Baus gewonnen. Zuvor war schon mit Takeshi Onaga ein Stützpunktgegner zum Gouverneur gewählt worden. Daraufhin kürzte Tokio Zuschüsse zum Haushalt der Präfektur.

Die Proteste gegen den Bau sind mittlerweile eskaliert. Es kam zu Gewalt und zur Inhaftierung von Demonstranten. Jetzt hat Gouverneur Onaga einen Baustopp angeordnet, der von Tokio als unrechtmäßig bezeichnet wird.

Blick auf Schottland

Inzwischen gibt es sogar Unabhängigkeitsbestrebungen auf Okinawa. Man verfolgt genau, was etwa in Schottland und Katalonien passiert. Aber angesichts des begierig auf Okinawa schauenden China, wo Stimmen immer wieder die Eingliederung Okinawas fordern, dürfte sich die Zustimmung letztlich in Grenzen halten.

Unter Militärstrategen gibt es übrigens Zweifel am Sinn großer US-Truppenstationierungen. Angesichts der geringen Entfernung zu China wären die US-Truppen ein leichtes Ziel für Mittelstreckenraketen. Aber für die USA ist es auch nicht leicht, sich von den Inseln zurückzuziehen. Denn damit stünde das Bündnis mit Tokio infrage. Dort gilt die Basis als ein Symbol für das Bekenntnis der USA zu Japan. (Siegfried Knittel aus Tokio, DER STANDARD, 31.3.2015)