Wien - Noch steht der Verkauf von Duropack unter Vorbehalt der Wettbewerbshüter, die den 300-Millionen-Euro-Deal erst noch genehmigen müssen. Dass das Geschäft wie geplant noch vor dem Sommer über die Bühne gehen kann, bezweifelt kaum jemand. Damit wäre ein weiterer Teil von Österreichs Industriegeschichte tatsächlich Geschichte.

Denn mit One Equity Partners (OEP), die 75 Prozent am Papier- und Wellpappehersteller Duropack halten, möchte auch Christine de Castelbajac, Tochter des legendären Firmengründers Herbert Turnauer, ihren verbliebenen Viertelanteil zu Geld machen. Käufer ist der britische Verpackungshersteller D. S. Smith.

Auch OEP verkauft Anteile

Der Finanzinvestor OEP, frü-her Teil der US-Investmentbank JPMorgan, hat Duropack mit Zentrale in Wien und mehreren Produktionsstätten in Osteuropa 2009 im Zuge der Mehrheitsübernahme der Constantia Packaging erworben. Der Verkauf erfolgte nicht ganz freiwillig: Castelbajac brauchte Geld für einen Vergleich mit aufgebrachten Aktionären.

Zur Erinnerung: Christine de Castelbajac bekam nach dem Tod ihres Vaters, des aus Böhmen stammenden und durch geglückte Zukäufe zu sagenhaftem Reichtum gekommenen Herbert Turnauer, die Constantia Packaging mit Wellpappe (Duropack) und flexiblen Verpackungen (unter anderem Teich, die in Constantia Flexibles aufgingen) zugesprochen. Dazu kamen Anteile am Alu-Konzern Amag sowie die Constantia Privatbank. Die Nachfolgeregelung hatte der Firmenpatriarch, der im Jänner 2000 92-jährig verstorben ist, schon einige Zeit vorher getroffen.

Nachfolgeprobleme

So hatte H. T., wie Turnauer senior von seinen Managern genannt wurde, Sohn Max schon vor Jahrzehnten aus dem Konzern verstoßen. Er sei "für das Geschäft ungeeignet", befand der alte Herr. Umso mehr bemühte er sich, Max' Sohn Stanislaus in die hohe Kunst der Konzernführung einzuweihen. Die Sparten Holz und Kunststoffe gingen nach Turnauers Tod offiziell zwar an Sohn Max mit Familie. Dort hatte aber seit 1998 schon Stanislaus das Sagen.

Skandale und Folgen

Dass Schwester Christine, die Karriere als Fotografin gemacht hat und mit dem französischen Grafen de Castelbajac verheiratet war, mit ihrem Anteil weitaus größere Probleme erben würde, konnte Max, der sich ungerecht behandelt fühlte, nicht ahnen. Das Horrorjahr von Christine Castelbajac schlechthin war 2008, als der Immofinanzskandal ans Licht kam. Drei Viertel ihres Stiftungsvermögens soll sie eingesetzt haben, um den Schaden zu minimieren. Inoffiziell war von einem Schaden in Höhe von 400 Mio. Euro die Rede.

Castelbajac musste die Constantia Privatbank, die über viele Jahre hohe Dividenden ausgeschüttet hatte, um einen Euro notverkaufen und ihre Anteile an der Amag abgeben. Constantia Flexibles, an der sie zuletzt noch 25 Prozent hielt, wurde 2014 komplett an die französische Wendel-Gruppe verkauft. Damals wie heute mit im Boot: One Equity Partners, die auch dort 75 Prozent hielten.

Warten auf Genehmigung

Über mögliche Folgen des Duropack-Verkaufs für die Standorte und die 2600 Beschäftigten wollte man am Montag nicht spekulieren. "Die Transaktion muss erst einmal genehmigt werden. Erst dann werden wir Stellung beziehen", sagte eine Duropack-Sprecherin der Austria Presse Agentur. (Günther Strobl, DER STANDARD, 24.2.2015)