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Im Prozess gegen Peter Westenthaler (Bildvordergrund) sagte am Mittwoch dessen langjähriger Weggefährte Kurt Lukasek aus.

Foto: apa/hochmuth

Ein Knistern und Knacken in der Leitung, dann ein Tuten, endlich ist die Verbindung nach Abu Dhabi da: Per Skype wurde Zeuge Kurt Lukasek am Mittwoch in den Saal 211 des Wiener Landesgerichts geholt, wo er im Betrugsprozess gegen seinen langjährigen Freund, den früheren BZÖ-Obmann Peter Westenthaler, aussagte. Lukasek ist nicht irgendjemand, er spielte schon in mehreren Causen eine Rolle, unter anderem hatte er den früheren FPÖ- und BZÖ-Politiker Uwe Scheuch im "Part of the game"-Prozess schwer belastet.

Vom "Westi"-Freund zum Flugzeughändler

Von einer belastenden Aussage kann am Mittwoch jedoch nicht die Rede sein. Lukasek, der laut eigenen Angaben mittlerweile "Flugzeughändler in den Vereinigten Arabischen Emiraten" ist, kann sich zwar teilweise noch an Details von Vorgängen vor zehn Jahren erinnern, sobald es interessant wird, fehlt ihm jedoch die rückblickende Wahrnehmung.

Lukasek hat Westenthaler bei seinen diversen beruflichen Veränderungen stets treu begleitet. Erst war er Sekretär im FPÖ-Klub, dort schließlich Westenthalers persönlicher Referent. Als Westenthaler von Frank Stronach zum Bundesliga-Chef gekürt wurde, machte Westenthaler wiederum Busenfreund Lukasek zu seinem persönlichen Assistenten, und als "Westi" von Jörg Haider 2006 zum BZÖ-Spitzenkandidaten gekrönt wurde, gab Lukasek den Wahlkampfmanager.

Studienthema – nie gehört

In dieser Funktion ereilte ihn eines Juli-Freitags ein dringender Auftrag des Chefs. Er möge eine Studie über "Responsible Gaming", also verantwortungsbewusstes Glücksspiel, erstellen, befahl ihm Westenthaler. Zackig sollte das passieren, nämlich übers Wochenende, schon am Montag wolle man das Schriftstück dem Adressaten zustellen, hieß es. Dass Lukasek zuvor noch nie von Responsible Gaming gehört hatte, tat dem eiligen Auftrag keinen Abbruch, mehr als "acht, neun Seiten" waren laut Lukaseks früherer Zeugenaussage ohnehin nicht verlangt.

Der Auftrag wurde erledigt und noch am Montag zusgestellt – und hier wird es pikant: Aufftraggeber der Mini-Studie, die laut Lukasek nur "ein Standpunkt" war, waren die Österreichischen Lotterien. Preis für neun Din A4-Seiten: 300.000 Euro brutto, zahlbar an die BZÖ-Agentur, deren Mutterpartei gerade in Geldnöten war. Nur wenig später fand ein – für die Lotterien nachteiliger – Gesetzesantrag im Nationalrat überraschend doch keine Unterstützung durch das BZÖ. Ganz und gar kein Zufall, wie die Staatsanwaltschaft Salzburg meint.

Was "der Chef" will

Warum ein Glücksspielkonzern die BZÖ-nahe Werbeagentur Orange, die zuvor nie durch Expertise in diesem Bereich aufgefallen war, beauftragt? Das konnte Lukasek auch am Mittwoch vor Gericht nicht erklären. Er habe nur getan, was "der Chef" von ihm wollte, hinterfragt habe er es nicht. Auf die Frage des Richters, welchen Sinn er aus heutiger Sicht in einem solchen Unterfangen sehe, sagt er: "Wollen Sie eine ehrliche Antwort? Verantwortliches Spielen, das ist so sinnvoll wie verantwortliches Rauchen, verantwortliches Trinken."

Immer wieder muss Lukasek kichern, auch als er gefragt wird, warum er und Westenthaler schließlich getrennte Wege gegangen seien: "Entgegen Medienberichten kann ich nicht bestätigen, dass unser Verhältnis zerrüttet war", lacht Lukasek.

Zur Bundesliga-Causa kann der 52-Jährige ebenfalls wenig sagen. Zwar war er bei den hitzigen Diskussionen in den Bundesliga-Aufsichtsratssitzungen dabei, allerdings "nur als Zuhörer", und als Marketingbeauftragten der Liga hätten ihn finanzielle Dinge ohnehin wenig tangiert und schon gar nicht interessiert.

Alles "im Auftrag"

Dass er trotzdem E-Mails an das Finanzministerium verfasste, wobei es darin um finale Verhandlungen über die umstrittene Nachwuchsförderung der Republik an die Fußballvereine ging, erklärt Lukasek so: "Ich habe im Auftrag gehandelt." Ob die Fördermillion zweckwidrig verwendet werden sollte, um Schulden bei der Republik zurückzuzahlen, wisse er nicht, sagt Lukasek. Stutzig gemacht habe es ihn jedenfalls nicht, dass in den Sitzungen der Bundesliga immer dann, wenn von der Drittschuldnerklage der Republik die Rede war, auch die Nachwuchsmillion erwähnt wurde. Auf Nachfragen des Richters führt Lukasek die Verquickung dieser beiden Themen darauf zurück, "dass beides Verträge mit der öffentlichen Hand waren".

Westenthaler ist des schweren Betrugs und der Untreue angeklagt, weil er aus Sicht der Staatsanwaltschaft in beiden Causen die umstrittenen Deals eingefädelt haben soll. Mitangeklagt in der Bundesliga-Causa ist sein damaliger Vorstandskollege Thomas Kornhoff, der sich wie Westenthaler nicht schuldig bekennt. Die Urteile sollen am 13. Jänner gesprochen werden. (Maria Sterkl, derStandard.at, 26.11.2014)