Foto: Big Brother Award

Am 25. Oktober steigt im Wiener Rabenhof das fünfzehnjährige Jubiläum der Big Brother Awards. Dabei handelt es sich um eine Negativ-Auszeichnung, die Jury und Publikum an nominierte Personen, Gruppierungen und Programme vergibt, die man aus Datenschutzperspektive für bedenklich hält.

Justiz und Inneres nominiert

Die Nominiertenliste teilt sich in fünf Kategorien auf. Unter "Politik" finden sich etwa Innenministerin Johanna Mikl-Leitner für die Öffnung von personenbezogenen Daten für den Zugriff von US-Behörden im Rahmen eines Visaabkommens. Justizminister Wolfgang Brandstetter ist potenzieller Preisträger, da die Ermittlungen zu NSA-Aktivität in Österreich auf Eis liegen.

Unter "Kommunikation und Marketing" findet sich unter anderem Elektronikhersteller LG für problematische Funktionen in seinen SmartTVs, welche die Geräte in verschiedenen Situationen zu "Analysezwecken" nach Hause telefonieren lassen und dabei helfen, das Sehverhalten des Nutzers zu tracken.

VAP droht Auszeichnung wegen Netzsperren

Der Verein für Antipiraterie könnte für die Durchsetzung von Netzsperren gegen Filmdownloadportale in der Kategorie "Business und Finanzen" geehrt werden. Zur Wahl steht daneben auch die Uni Salzburg für die alternativlose Einführung eines Google-basierten E-Mail-Systems.

Weil man sensible Akten ungeshreddert entsorgt hatte, steht auch die Staatsanwaltschaft Wien in der Auswahl bei "Behörden und Verwaltung". Sie konkurriert unter anderem mit der Wiener Gebietskrankenkasse, die Antragstellern auf eine Psychotherapie trotz vorhandener Diagnose die Angabe zahlreicher vertraulicher Daten abverlangt.

Facebook, Google, Mozilla

Last but not least wird Facebook einmal mehr "Weltweiter Datenhunger" vorgeworfen. Die Nominierung hat sich das Social Network für ungefragt mit den Nachrichtenstreams von Nutzern durchgeführte Experimente erarbeitet. Für die Nichtintegration des Rechteverwaltungstools App Ops in Android steht außerdem Google in der Auswahl.

Die Firefox-Macher der Mozilla Foundation werden wiederum dafür gerügt, dass eine Synchronisierung von Passwörtern über mehrere Geräte nur möglich ist, wenn der lokale Passwortsafe nicht mit einem Kennwort geschützt wird. (gpi, derStandard.at, 23.10.2014)