Frankfurt - Zusätzlich zu den angekündigten Streiks bei der Lufthansa ruft die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit für Dienstag zu einem weiteren Streik auf, der auch Langstreckenflüge betrifft.

Die Lufthansa ist indes mit einer Eil-Klage gegen den Ausstand vor Gericht gescheitert. Das Hessische Landesarbeitsgericht habe am Montagabend Anträge der Lufthansa gegen die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zurückgewiesen, den Streik am 20. und 21. Oktober zu unterlassen, teilte das Gericht am Dienstag mit. Die Entscheidung erfolgte wegen der Dringlichkeit ohne mündliche Verhandlung. Gegen den Beschluss gibt es kein Rechtsmittel.

Wenig New York, kein Rio, kaum Tokio: Bei ihrer inzwischen achten Streikwelle nehmen die Piloten der deutschen AUA-Mutter Lufthansa damit weiter Flüge ins Visier. An den Drehkreuzen Frankfurt und München blieb das Chaos zunächst aus. Seit heute Früh, 6.00 Uhr, bestreikt die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zusätzlich zu Kurz- und Mittelstrecken auch Interkontinentalflüge. Der Ausstand soll kurz vor Mitternacht enden. Bereits am Montag um 13.00 Uhr begann der Streik auf Kurz- und Mittelstrecken.

1.511 Flüge gestrichen

Die Piloten-Gewerkschaft drohte bereits mit einer Fortsetzung der Arbeitsniederlegungen. "Wir schließen weitere Streiks in dieser Woche explizit nicht aus, falls sich die Lufthansa nicht bewegt", sagte Wahl. Er hoffe aber, dass die Fluggesellschaft bald ein neues Angebot vorlege.

Am Lufthansa-Drehkreuz am Frankfurter Flughafen sind die Folgen des Streiks offensichtlich. Vor den Check-In-Schaltern bildeten sich lange Schlangen. Die Lufthansa versorgte die Wartenden mit Getränken und Snacks. Insgesamt hat der Konzern an den beiden Streiktagen am Montag und Dienstag 1511 von 2333 Flügen gestrichen - 166.000 Passagiere verpassen ihre Flüge. Der Streik der Piloten hatte am Montag um 13.00 Uhr zunächst mit Kurz- und Mittelstreckenflügen begonnen und soll am Dienstagabend um 23.59 Uhr enden. In dem Arbeitskampf, der sich seit sieben Monaten hinzieht, geht es um die bezahlte Frührente der 5400 Piloten. Die Lufthansa hält alte Pensionszusagen auf Dauer für unbezahlbar.

Übergangspension als Streitpunkt

Der Arbeitskampf bei der Lufthansa läuft bereits seit April. Größter Streitpunkt ist die sogenannte Übergangsrente: Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die Pilotengewerkschaft wehrt sich dagegen.

Beide Parteien werfen sich gegenseitig vor, eine Lösung zu blockieren. Die Gewerkschaft hält der Airline vor, Kompromissangebote bisher ausgeschlagen zu haben. Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler sagte am Dienstag dem Radiosender NDR Info: "Wir kennen die Vorstellungen der Vereinigung Cockpit nicht." Es gebe bisher nur die Forderung nach einem unterschriftsreifen Angebot.

Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte angesichts der Streiks bei der Lufthansa und der Deutschen Bahn vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur. "Wenn Menschen nicht zur Arbeit kommen und Güter nicht transportiert werden, dann leidet auch die Wirtschaft", sagte Dobrindt der "Bild" (Dienstag).(APA, 21.10.2014)