Bild nicht mehr verfügbar.

Kaffeeröster Tchibo hofft im laufen Geschäftsjahr auf etwas mehr Umsatz.

Foto: APA/Willnow

Die deutlichen Preissteigerungen beim Preis für Rohkaffee lassen auch den Kaffeeröster Tchibo nicht unberührt. Schlechtes Wetter in Brasilien, dem Kaffeeanbauland Nummer eins nicht nur bei Tchibo, sorgt für weniger Ernte. Das treibt die Preise nach oben. Ein Pfund Rohkaffee kostet derzeit 1,96 Dollar (1,56 Euro), einen Rekord hatte der Preis für Arabica Mitte März mit 2,07 Dollar erreicht. Tchibo hat im Sommer auf den Rohstoffmarkt reagiert, der Preis für ein Kilo Kaffee ging damals im Schnitt um 1,20 Euro nach oben. Derzeit plane man keine weitere Erhöhung, sagt Harald Mayer, Geschäftsführer von Tchibo/Eduscho Österreich.

Mayer ist jedenfalls voll auf Kaffee eingestellt. Am Revers trägt er eine kleine goldene Anstecknadel in Form einer Kaffeebohne, das Logo des Unternehmens. Das Muster seiner dazu passenden Krawatte sind Kaffeekannen und –tassen. Tchibo versteht sich in erster Linie immer noch als Kaffeehändler. Gut die Hälfte des Geschäfts macht das Unternehmen mit Kaffee, die andere Hälfte mit dem Nonfood-Geschäft. Zur Weihnachtszeit dreht sich das Verhältnis drastisch, dann kommen nur mehr rund 20 Prozent aus der Kaffeerösterei.

Das Unternehmen lädt demnach auch am 1. Oktober – der Tag des Kaffees - zur Pressekonferenz in eine weihnachtlich dekorierte Wiener Altbauwohnung. Da liegen auf Kommoden und Tischchen drapiert Lebkuchenausstecher und Keksdosen, Unterwäsche und Hauspatschen, Funkwecker und Schmuck – ein bisschen etwas aus den Sortimenten, die bis Weihnachten an den Kunden gebracht werden sollen. Oder besser gesagt, an die Kundin. Man könnte es als Indiz werten, dass beim Pressetermin am Mittwoch nur Journalistinnen zu gegen sind. Muss man aber nicht. 1,6 Millionen Österreicher haben eine Kundenkarte des Kaffeesieders, davon seien 85 Prozent Frauen, so Mayer.

Kaum Zahlen im Detail

Mit konkreten Zahlen knausert Tchibo. Der Umsatz sei 2013 bei 317 Millionen Euro gelegen, im laufenden Jahr – wohl auch wegen der gestiegenen Kaffeepreise – hofft man auf ein bisschen mehr. Zum Ergebnis gibt Tchibo traditionell keine Auskunft, im Vorjahr habe der Österreich-Zweig des gleichnamigen hamburgischen Unternehmens positiv abgeschlossen.

Tchibo setzt auf Cross Channeling. Was nach wildem Zapping mit der Fernbedienung klingt, ist im Handel das Schlagwort der Stunde und bezeichnet die Verknüpfung der verschiedenen Vertriebskanäle. Die stationären 140 Filialen in Österreich, das Online-Geschäft und der immer wichtiger werdende Markt auf mobilen Endgeräten. Artikel online bestellen und in der Filiale abholen oder in der Filiale bestellen und in die Wohnung schicken lassen, auch das ist bei Tchibo mittlerweile möglich.

Geliefert wird weiterhin kostenfrei. Doch auch hier gibt es keine konkreten Zahlen. Weder, wie groß der Anteil des Online-Geschäfts am Gesamtumsatz ist, noch wie viele Pakete jährlich aus der Logistikzentrale in Bremen ihren Weg zum Kunden oder retour finden. Nur so viel: Anfang des Jahres wurde der Mindestbestellwert von zuvor 80 auf 20 Euro gesenkt, die Kunden hätten das sehr wohlwollend angenommen.

An der Innovationsfähigkeit der Kaffeebranchen hätten viele gezweifelt, sagt Mayer. Der Siegeszug der Kaffeekapselmaschinen und der wachsende Gusto nach gutem Kaffee hätten den Kaffeemarkt beflügelt. "Es ist unglaublich, wie viele Milchaufschäumer wir verkaufen", sagt Mayer. Wie groß der Anteil der Kapselverkäufe an den Kaffeeverkäufen ist, auch dazu gibt es keine konkreten Zahlen. Nur: Der Markt wächst zweistellig. (rom, derStandard.at, 1.10.2014)