Apple hat am Dienstagabend in Cupertino das neue iPhone in zwei Ausführungen und die lange erwartete "iWatch" vorgestellt. Die trägt nun allerdings den Namen "Apple Watch". Mit "Apple Pay" hat das Unternehmen zudem ein eigenes mobiles Bezahlsystem angekündigt, das die neuen Smartphones und die Uhr zur Geldbörse für kontaktloses Bezahlen macht.
Apple Watch
Lange wurde über das Design der Apple-Smartwatch spekuliert. Es ist der erste Vorstoß des Konzerns in eine neue Produktkategorie seit dem iPad-Tablet vor über vier Jahren. Nun hat das Unternehmen die Uhr enthüllt: Sie besitzt ein rechteckiges "Retina"-Display aus Saphirglas und ein seitliches Rädchen zur Navigation, das Apple "Digital Crown" nennt. Damit können Nutzer scrollen, zoomen und durch das Interface navigieren, ohne das Display zu berühren. Ein Druck darauf bringt eine "Wolke" runder Icons der installierten Apps zum Vorschein.
Austauschbare Uhrbänder
In der Uhr sind Pulsmesser (über LEDs und Photosensoren), Gyroskop und Beschleunigungssensor integriert. GPS und WLAN sind nicht integriert, hier muss die Apple Watch auf das iPhone zurückgreifen, um zurückgelegte Distanzen messen zu können. Das Uhrband ist austauschbar. Apple bietet sechs verschiedene Modelle aus Leder, Plastik und Metall an. Die Uhr selbst wird es in zwei Größen geben.
Funktionen
Die Watch bietet unter anderem Benachrichtigungen, eine Wetter-App, Musikplayer, Maps, verschiedene Ziffernblätter und einen Kalender. Man kann Anrufe starten und auf Nachrichten mit vorgefertigten Antworten reagieren. Auf dem iPhone oder Mac favorisierte Fotos stehen auch auf der Apple Watch zur Verfügung.
Spracheingabe
Sprachassistentin Siri ist integriert und kann durch Drücken auf die "Digital Crown" aktiviert werden. Gesucht wird mittels Spracheingabe. Über einen zweiten Button, "Digital Touch" genannt, können die Kontakte aufgerufen werden. Diesen kann man auf Wunsch den eigenen Herzschlag oder kleine Zeichnungen schicken.
Watchkit
Apple lässt auch Drittentwickler Apps für seine Uhr schreiben und stellt dafür das Watchkit zur Verfügung. Twitter hat bereits eine eigene App, auch American Airlines. Zimmer der Starwood-Hotelkette können entsperrt werden, indem die Uhr ans Schloss gehalten wird. Das dürfte mittels NFC funktionieren. Ebenso wie die Bezahlfunktion Apple Pay, die mit der Uhr genutzt werden kann.
Preis und Marktstart
Die Apple Watch kann nur zusammen mit einem iPhone genutzt werden. Unterstützt werden neben den neuen 6er-Modellen nur das 5S, 5C und 5. Der Preis beginnt bei 349 US-Dollar. Allerdings wird es bis zum Marktstart noch etwas dauern, denn der ist erst für Anfang 2015 anvisiert.
Schlankeres Design
Erstmals gibt es das neue Smartphone des Herstellers in zwei verschiedenen Größen. Das iPhone 6 misst 4,7 Zoll bei 1.334x750 Pixel, das iPhone 6 Plus kommt auf 5,5 Zoll mit 1.920x1.080 Pixel. "Retina-HD" nennt Apple die höhere Auflösung nun. Mit 6,9 mm bzw. 7,1 mm sind beide etwas dünner als das iPhone 5S.
Für das iPhone 6 Plus bietet Apple eine neuen Landscape-Modus, der etwa in Mail oder am Homescreen genutzt werden kann und mehr Inhalt anzeigt.
Schnellerer Prozessor
Apple hat der neuen Smartphone-Generation einen aktualisierten Prozessor spendiert. Der A8-Chip mit 64-Bit-Support soll bessere CPU- und Grafik-Performance als der Vorgängerchip A7 bieten. Das soll sich unter anderem bei Spielen bemerkbar machen, die das neue Entwickler-Tool "Metal" nutzen.
Neuer Sensor
Auch der vom iPhone 5S bereits bekannte Motion-Co-Prozessor M8 ist wieder mit an Bord. Neu hinzugekommen ist ein Barometer, das basierend auf dem Luftdruck die Höhe messen kann. Diese Daten werden in der bereits angekündigten Health App gesammelt.
Voice over LTE
Die neue iPhone-Generation unterstützt nun erstmals Voice-over-LTE, womit auch Sprachtelefonie über die schnelleren Mobilfunknetze übertragen werden kann. Das muss allerdings auch vom jeweiligen Provider unterstützt werden. T-Mobile, AT&T und Verizon sind laut Apple mit an Bord.
Kamera
Wie der Vorgänger bietet das iPhone 6 eine 8-Megapixel-Kamera mit 1,5µ großen Pixeln und einer f/2,2 Blende. Allerdings ist der Sensor neu, genannt "Focus Pixels". Die Handykamera soll damit schneller fokussieren können. Das iPhone 6 Plus ist zusätzlich mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet.
Zeitlupen-Videos können nun mit 120 oder 240 fps aufgenommen werden. Auch Zeitrafferaufnahmen sind möglich. Die überarbeitete Frontkamera soll 81 Prozent mehr Licht "einfachen" und so bessere "Selfies" machen.
Apple Pay
Erstmals hat Apple NFC in seine Smartphones integriert und ermöglicht damit nun kontaktloses bezahlen über "Apple Pay". Kreditkarten können in der Passbook-App gespeichert werden. Die Autorisierung für den Bezahlvorgang erfolgt über den Fingerabdruckscanner im Homebutton.
Laut Apple werden Kreditkartennummern nicht auf den Servern gespeichert oder an andere Apps weitergegeben. Auch beim Bezahlen an einer NFC-Kasse sollen Name, Kartennummer und Security-Code nicht für den Kassier sichtbar sein. Die Funktion wird zunächst ab Oktober in den USA angeboten. Eine weitere Verfügbarkeit hat Apple für die "nahe Zukunft" vorgesehen.
Akku
Für die Akkulaufzeit gibt Apple 14 Stunden Sprechzeit in 3G-Netzen beim iPhone 6 und 24 Stunden beim Plus an. Die Standbyzeit soll zehn bzw. 16 Tage betragen. Für Videowiedergabe hat das kleine Modell angeblich für sechs Stunden Saft, das große für 14 Stunden.
Verfügbarkeit
Das iPhone 6 und das 6 Plus werden beide in Silber, Spacegrau und Gold mit 16, 64 und 128 GB angeboten. Der Marktstart erfolgt in ersten Ländern am 19. September, zwei Tage nachdem iOS 8 zum Download freigegeben wird. Weltweit - auch in Österreich - sollen die Geräte erst zu Jahresende auf den Markt kommen. Hierzulande kann man es ab 26. September vorbestellen. Die Preise: Das iPhone 6 gibt es ab 699 Euro, das 6 Plus ab 799 Euro.
Die älteren Modelle 5S und 5C bietet Apple weiterhin an, mit Preissenkung. So kostet das 5S mit 16 GB nur mehr 599 statt 699 Euro. Das 5C gibt es um 399 Euro.
Pech mit Livestream
Überraschungen gab es wenige - die meisten Funktionen waren über die üblichen Apple-Blogs vorab durchgesickert. Was Apple dieses Mal nicht gelungen ist: Der Livestream über die Website des Unternehmens brach immer wieder zusammen. Dafür gab es zum Abschluss noch einen Auftritt der Band U2, die auch gleich ihr neues Album präsentierte. (Birgit Riegler, derStandard.at, 9.9.2014)