Wien - Am Freitagabend, nur Stunden nach dem Rücktritt von Franz Welser-Möst, ist kurz vor der Rusalka-Vorstellung Staatsopernchef Dominique Meyer in der Direktionsloge zu erspähen. Abseits von Premieren ist das nicht die Regel und wird an so einem Überraschungstag zum Zeichen, zur Botschaft an die Allgemeinheit: Alles geht ruhig seinen Lauf, ich habe gute Laune, auch wenn ich für über 30 Abende neue Dirigenten finden muss.

Vielleicht gar nicht so schwer für Meyer: Die Staatsoper habe schon viele Dirigentenangebote erhalten, so der Direktor, der Welser-Möst als Gastmaestro irgendwann wieder zu begrüßen hofft. Welser-Möst, der auf ATV 2 meint, "mit großer Freude" wiederkehren zu wollen, "wenn die künstlerischen Rahmenbedingungen stimmen". Wie auch immer. Maestri kommen und gehen, die Philharmoniker bleiben. Und mit deren Unterstützung kann Meyer rechnen. Sie garantieren ihm "volle Solidarität in dieser schwierigen Situation", auf dass der Spielplan nun doch Realität werde.

Als wollten sie dies als Staatsopernorchester kurz nach dem Rückzug des Generalmusikdirektors belegen, erblühte ihr Klang bei Rusalka dann auch in romantischer Intensität. Dirigent Tomas Netopil animierte das Orchester zwar zu einer um Nuancen zu lauten Gangart. Vieles gelang jedoch prachtvoll. Es erblühten die instrumentalen Kantilenen, es erstrahlten die Akkorde im Lichte der Opulenz. Unverständlich die wenigen Buhs für den Dirigenten, wohingegen der Applaus für die Sänger Logik hatte:

Phänomenal bezüglich Klang und Strahlkraft Piotr Beczala (als Prinz), von dramatischer Schärfe Monika Bohinec (als Fürstin), profund Günther Groissböck (als Wassermann) wie auch Janina Baechle (als Jezibaba), Gabriel Bermúdez (als Heger) und Stephanie Houtzeel (als Küchenjunge). Olga Bezsmertna (für Kristine Opolais als Rusalka eingesprungen) begann eher blass, steigerte sich aber ab dem 2. Akt signifikant. Mit schön geführter Stimme bescherte sie schließlich eindringliche, klare Momente, während derer weit weg schien, was doch erst am Vormittag geschehen war. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 8.9.2014)