Helsinki - Lichtblicke in den Geschäftszahlen des krisengeschüttelten Telekomausrüster Nokia haben die Aktie am Donnerstag auf den höchsten Stand seit 2011 steigen lassen. Die Papiere kletterten an der Börse in Helsinki in der Spitze um 10,7 Prozent auf 6,33 Euro und waren damit so teuer wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Nokia hat unter anderem die Gewinnprognose für Netzwerkgeschäft angehoben.

Nokia blickt nun etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Nach dem Verkauf seiner Handy-Sparte an Microsoft ging der Betriebsgewinn in dem verbliebenen Netzwerkgeschäft im zweiten Quartal zwar um 14 Prozent auf 281 Mio. Euro zurück, wie das finnische Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Damit schlug sich der Bereich besser als von Experten erwartet. Dank Kosteneinsparungen übertraf Nokia auch mit seiner operativen Gewinnmarge von 11 Prozent die Prognosen.

Gewinn überrascht

Nokia will den Umsatz der Netzwerksparte im zweiten Halbjahr wieder steigern. In dem Vierteljahr von April bis Juni ging er jedoch noch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent zurück. Die Sparte umfasst die Produktion von Funk- und Schalttechnik sowie Software. Die bereinigte operative Marge soll in dem Geschäft am oberen Ende der bisher anvisierten Spanne von 5 bis 10 Prozent oder sogar leicht darüber liegen.

Der Umsatz aus dem übrig gebliebenen Geschäft sank mit fast 7 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro nicht so stark wie von Experten erwartet. Auch der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn aus den noch vorhandenen Sparten überraschte mit 215 Mio. Euro die Analysten. Inklusive aller Kosten unter anderem für den Konzernumbau stand hier nach wie vor aber ein Minus. Dieses fiel mit 26 Mio. Euro allerdings deutlich niedriger aus als vor einem Jahr.

Netzwerkgeschäft dominiert

Wegen des Verkaufs der Handysparte blieb unter dem Strich für die Aktionäre aber insgesamt sogar ein Gewinn von 2,5 Mrd. Euro. Ende April hatte Nokia den Verkauf der ehemals marktführenden Gerätesparte an den US-Softwarekonzern Microsoft für rund 3,8 Mrd. Euro abgeschlossen, zusätzlich zahlt der Windows-Anbieter mehr als 1,5 Mrd. Euro für Patente.

Das Netzwerkgeschäft macht nun fast 90 Prozent der Umsätze bei Nokia aus. Hier machen den Finnen aber die chinesischen Rivalen Huawei und ZTE zu schaffen. Die Chinesen preschen mit günstigeren Preisen in den Markt vor - und die Netzbetreiber achten angesichts des Umsatzdrucks in ihrem Geschäft aufs Geld. Der Quartalsumsatz von Nokias Netzwerkausrüster NSN sank im Jahresvergleich um 8 Prozent auf 2,57 Mrd. Euro. In den meisten Regionen sank der Umsatz, vor allem weil das Dienstleistungsgeschäft zurückging.

Here stagniert

In China gab es dagegen ein kräftiges Plus von 18 Prozent auf 306 Mio. Euro dank des Aufbaus neuer Netze für den besonders schnellen Funkstandard LTE. Nokia und andere Anbieter setzen große Hoffnungen auf den LTE-Ausbau sowie die nächste Datenfunkgeneration, die unter dem Kürzel 5G entwickelt wird. Der Netzwerkausbau für den schnellen mobilen Internetzugang verschafften zuletzt auch dem großen schwedischen Rivalen Ericsson Aufwind.

Beim Nokia-Kartendienst Here stagnierte der Umsatz hingegen bei 232 Mio. Euro. Nach einem schmalen Gewinn von 8 Mio. Euro vor einem Jahr gab es diesmal nur eine schwarze Null. Nokia will Here auch mit Zukäufen zu einer breit angelegten Plattform für die Autoindustrie und lokale Dienste ausbauen. Im vergangenen Quartal wurden Here-Lizenzen für 3,3 Millionen Fahrzeuge verkauft. (APA, 24.7.2014)