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Diego Costa verzweifelte an der Austria-Ausnahmescheinung Heinz Linder - beinahe zumindest.

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Madrid/Wien - Der Austria-affine AUA-Kapitän war nach der Landung in Wien etwas schmähstad. Das lag wohl nicht nur daran, dass der Sinkflug mit dem Mannschaftsflieger um vier Uhr früh enorm holprig war, sondern auch daran, dass seine Lieblinge in Madrid davor beim 0:4 auch sportlich kräftig durchgeschüttelt worden waren.

Keine zehn Stunden nach der Rückkehr nach Wien stand bei der Austria schon wieder ein Training auf dem Programm. Rene Poms war dort nicht mehr oberste Autorität für die Mannschaft. Nenad Bjelicas Sperre beschränkte sich auf das Spiel in Madrid.

Immerhin hatte das Poms zum erst dritten Österreicher an der Seitenlinie der Königsklasse gemacht. Er steht nun in einer Adelslinie mit den Rapidlern Ernst Dokupil und Josef Hickersberger. Noch 2010 verantwortete der Steirer (38) als Spielertrainer den Abstieg des SC Bruck/Mur in die steirische Oberliga Nord. Poms persönlicher Aufstieg dürfte ein Rekord sein.

Gnadenlose Medien in Spanien

Schon bei der Pressekonferenz nach dem Spiel war wieder Bjelica am Ruder gewesen. Während er beim Antworten ansatzlos zwischen Deutsch und Spanisch wechselte, wirkte er gefasst. Wohl, weil ein Punkt in Madrid realistisch betrachtet immer etwas viel verlangt war: "Atletico war einfach zwei bis drei Nummern zu groß für uns. Das ist es auch für viele andere Vereine. Man muss es akzeptieren."

Bjelica, der seinem Gegenüber Diego Simeone schon vor dem Spiel erneut Rosen gestreut hatte ("Es gibt derzeit keinen besseren Trainer"), versicherte auf mehrmalige Fragen spanischer Journalisten, dass die Rojiblancos auch den Titel gewinnen könnten. Nachsatz: "Mich persönlich würde es freuen."

Spanische Medien zeigten am Donnerstag wenig Gnade mit der Austria. "Sie versuchen, Fußball zu spielen", erkannte die Sportzeitung Marca mitleidig. Dass die Austria noch kein Tor erzielt hat, ist auch im Weltmeisterland aufgefallen: "Ohne Ambition kann man in dieser Kategorie nichts verrichten." Das Konkurrenzblatt As verspottete die Veilchen als "Wackelpudding", wenn auch einen überharten.

Lob für Lindner

Lobend ausgenommen von der Kritik wurde auch in Spanien Keeper Heinz Linder. "Der hat wirklich all meine Schüsse gehalten, sogar meinen Elfmeter", wunderte sich Diego Costa. Bevor dem gebürtigen Brasilianer doch noch ein Tor gelang, war der Frust darüber bereits sichtbar gewesen.

Lindners Taten wusste auch Bjelica zu würdigen. "Er war der Einzige auf Topniveau. Wir sind froh, dass er in dieser Form war, sonst hätten wir höher verlieren können. Wir können uns auf Heinzi immer verlassen", lobte der Coach. Bjelica sprach auch eine deutliche Empfehlung für Nationaltrainer Marcel Koller aus. Lindner sei mit seinen 23 Jahren schon die Nummer eins für Österreichs Team.

Allen anderen seiner Truppe bescheinigte der Trainer, besser spielen zu können: "Wenn ich heute über einen etwas Positives sagen soll, dann über den jungen Murg. Er hat mich noch nie enttäuscht."

Am 26. November gibt es für die Austria das letzte Auswärtsspiel der Gruppenphase in Porto. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Wiener im Frühjahr im Europacup wiederfinden. Schon am Samstag muss man in der Liga daran arbeiten, dass es im nächsten Herbst wieder für Europa reicht. Der Wolfsberger AC, also der Ex-Klub von Bjelica und Poms, steht in Favoriten auf der Matte. Ein Sieg wird schwierig genug, aber wäre diesmal nicht zu viel verlangt. (Tom Schaffer, DER STANDARD, 8.11.2013)