Der Betriebsrat hat sich laut Berater Kreutzer für die Sonntagsöffnung ausgesprochen. Für ihn ein Grund, dem Konzept eine Chance zu geben.

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Wien - Der Kreditschutzverband (KSV) 1870 macht dem Ringen um die angeschlagene Drogeriemarktkette Dayli ein Ende und bereitet einen Konkursantrag vor. Der KSV werde in Vertretung seiner Kunden noch bis morgen 13:00 oder 14:00 Uhr zuwarten, ob bis dahin der angekündigte Antrag auf ein Sanierungsverfahren von dayli einlangt. Wenn nicht, werde der Konkursantrag eingebracht. Die Dayli-Pleite würde rund 3.300 Beschäftigte in Österreich treffen.

"Der Betrieb der Drogeriekette wird ohne Rücksicht auf die seit Wochen nicht mehr bezahlten Lieferanten und die seit Ende Juni nicht bezahlten Dienstnehmer fortgesetzt", kritisierten die Kreditschützer, die nach eigenen Angaben 15 Lieferanten vertreten, die Außenstände von über drei Millionen Euro haben. Insgesamt schätzt der KSV die offenen Forderungen aller Lieferanten auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

Nach Schätzung des KSV kostet der Betrieb der noch bestehenden 783 österreichischen Dayli-Filialen pro Arbeitstag rund eine halbe Million Euro nur an Personal- und Sachaufwand, also ohne Wareneinsatz gerechnet.

Verkauf um einen Euro

Seit Wochen kämpft die Drogeriekette ums Überleben. Selbst ein Verkauf um einen symbolischen Euro wurde zuletzt nicht mehr ausgeschlossen. Milestones in Communication, eine Agentur, die in bestimmten Bereichen die Pressearbeit von Dayli übernommen hat, bestätigte auf Anfrage von derStandard.at, dass derartige Gespräche mit Interessenten geführt würden, doch sei zum derzeitigen Zeitpunkt noch alles offen, so Sprecherin Simone Ladurner. Man erwarte allerdings eine Entscheidung noch diese Woche. Dayli-Chef Rudolf Haberleitner zeigt sich "irritiert" über die KSV-Ankündigungen, einen Konkursantrag stellen zu wollen. "Wir befinden uns gerade in einer entscheidenden Phase. Wir verhandeln mit Investoren und Banken und sehen immer noch eine Chance, das Unternehmen ohne Insolvenz zu retten", lässt Haberleitner über Milestones ausrichten.

Die Probleme von Dayli haben schon mit der Vorgängerfirma Schlecker begonnen: Da Dayli deren Filialen übernommen habe, seien die Lagen und die Ladengrößen schlecht, sagte Unternehmensberater Andreas Kreutzer am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal".

Eine Genehmigung der Sonntagsöffnung samt Gastronomiekonzept hätte die reelle Chance gehabt, dieses Manko zu beseitigen, so Kreutzer. Eine Insolvenz und der damit verbundene Verlust an Arbeitsplätzen wären deshalb zumindest indirekt auch die Folge politischer Entscheidungen.

Rausschmiss des Finanzchefs

Eigentümer Rudolf Haberleitner sucht unterdessen weiter verzweifelt nach einem Investor für die Drogeriekette. Vor wenigen Tagen wurde er in Italien von einem Scheinfinanzier geprellt, nun bemühe man sich noch um einen interessierten Geldgeber.

Auch unternehmensintern gibt es eine überraschende Wende: Am Dienstag wurde Finanzchef Andreas Bachleitner fristlos entlassen, ihm werden geschäftsschädigende Äußerungen vorgeworfen. Der Ex-Adeg-Manager wurde am Mittwoch in den "Oberösterreichischen Nachrichten" mit den Worten zitiert: "Wir haben Herrn Haberleitner ausdrücklich davor gewarnt, mit der Million nach Italien zu fahren."

Räson sticht Einzelschicksale

Da die Politik Dayli bei der Sonntagsöffnung nicht entgegengekommen sei, sehe es sehr schlecht für die Drogerienkette aus, sagte Kreutzer. ÖVP und SPÖ hätten "primär Partikularinteressen gedient". Dabei habe sich der Betriebsrat des Unternehmens für die Sonntagsöffnung ausgesprochen - für Kreutzer ein Grund, dem Konzept eine Chance zu geben.

Nun sieht der Experte für die Dayli-Mitarbeiter geringe Chancen. Für eine Auffanglösung wie bei der pleitegegangenen Alpine gebe es kaum Möglichkeiten, weil nur wenige Filialen für Mitbewerber interessant sein könnten: "Ein Großteil der Lagen wird geschlossen bleiben."

Ungleichbehandlung

Im Fall der Pleite des Bauriesen Alpine habe der Staat die Mitarbeiter anders behandelt als jene von Dayli. Wäre die Gewerkschaft auch an den Mitarbeitern von Dayli interessiert, wäre sie nicht bestrebt, am Prinzip des Verbots der Sonntagsöffnung starr festzuhalten, so Kreutzer: "Da sind Arbeitsplätze offensichtlich weniger wichtig." (red, derStandard.at, 3.7.2013)