Es war einmal ein Landwirtschafts- und Umweltminister, dem es ein Anliegen war, viel in den Medien vertreten zu sein. Er inserierte gerne und schaute darauf, dass er selbst gut ins Bild kommt. Er gab sich grün, aber für die Interessen „seiner“ Bauern legte er sich auch mit den Umweltschützern an. Nach einigen Jahren war er so beliebt, dass er nach einer verlorenen Wahl die Führung seiner Partei übernahm.

Dieser Mann war Josef Pröll.

Es  war einmal ein Landwirtschafts- und Umweltminister, der genau das gleiche tat. Nach einigen Jahren war er so unbeliebt, dass die Partei fürchten muss, seinetwegen die nächste Wahl zu verlieren.

Dieser Mann ist Niki Berlakovich.

Pröll war später als Parteichef (Stichwort: Onkel Erwin) und Finanzminister (Stichwort: Hypo Alpe Adria) überfordert. Aber in seinen Jahren als „Lebensminister“ (seine Wortkreation) und der Anfangszeit als ÖVP-Chef galt er zurecht als großes politisches Talent.

Berlakovich ist das politische Untalent dieser Regierung.

Anhand der beiden ostösterreichischen Bauernbundfunktionäre lässt sich gut herausarbeiten, woraus das Geheimrezept von  politischem Charisma und politischer Anziehungskraft besteht. Alle Ingredienzen werden wohl nie bekannt sein, aber zumindest einige will ich hier anführen.

Authentizität

Pröll war immer glaubwürdig, seine Leutseligkeit wirkte echt. Wenn er sprach, nahm man ihm seinen Einsatz für gewisse Themen und für menschliche Schicksale ab, selbst sein Kampf gegen das Körpergewicht war menschlich-authentisch und machte ihn sympathisch.

Berlakovich wirkt wie ein verbissener Aufsteiger, den nur der Ehrhgeiz antreibt. Alle Politiker sind ehrgeizig, aber es darf nicht so offensichtlich sein.

Eloquenz

Pröll konnte reden. Er verband einen Anflug von intellektueller Tiefe mit populärer Verständlichkeit. Seine Grundsatzreden waren zwar schwammig, ließen aber etwas wie Vision und Orientierung anklingen. Geriet er in die Defensive, ließ er einen Redeschwall los, der zumindest einen oberflächlichen Eindruck von Kompetenz und Ehrlichkeit vermittelte.

Berlakovich klingt immer so, als hätte er seine Stehsätze nur halb auswendig gelernt. Bis heute ist es ihm nicht gelungen, die wissenschaftlich vertretbare Position, gegen das Pestizid-Verbot in der EU zu stimmen, überzeugend zu begründen, etwa mit: „Wir wollen vor einem Verbot noch verlässlichere Studien abwarten, denn Fragen wie das Bienensterben sind viel zu wichtig, als dass man hier mit Schnellschüssen handelt.“

Ein Unsinn wie der Verweis auf das Amtsgeheimnis bei der Frage nach dem  Pestizid-Einsatz wäre Pröll übrigens nie passiert, genauso wenig wie der jüngate Versuch, den Fauxpas durch einen sinnlose Gesetzesnovelle auszumerzen.

Umgang mit Mitarbeitern

Pröll hat gute Berater, auf die er hörte und die loyal zu ihm standen. Mit Daniel Kapp hatte er den vielleicht besten politischen Pressesprecher und Medienberater bei sich, der mit ihm durch dick und dünn ging.

Berlakovich ist berüchtigt für seinen miesen Umgang mit Untergebenen (Stichwort: Flughafen Paris) und hat einen hohen Verschleiß von Kabinettsmitarbeitern.

Das sind einige Erklärungen für den Unterschied zwischen den beiden, andere sind herzlich willkommen. Vielleicht würde Pröll mit seiner damaligen Masche jetzt auch nicht mehr so leicht durchkommen. Aber er würde wohl andere Wege finden.

Wenn Berlakovich dann eines Tages nicht mehr Minister ist, wird er sicher darüber nachdenken, was schief gelaufen ist – und wahrscheinlich alle dafür verantwortlich machen außer sich selbst.

Bei Pröll hingegen fragen sich viele, ob er nicht doch eines Tages in die Politik zurückkehren wird. Denn das Talent dazu hat er nicht verloren.