Reportagen, Nr. 9, März 2013;  15 Euro

Foto: reportagen.com

Es war ein gewagtes Unterfangen. Im Herbst 2011 erschien die erste Nummer einer Zeitschrift, die sich gegen den Bilderstrom stellte. In die wachsende Krise auf dem Printsektor (Mantra: "Die Leute lesen ja immer weniger") platzierte sich "Reportagen" als Plattform für ebendiese, für lange Texte, die "in den großen Blättern gar nicht mehr den nötigen Platz bekommen".

So umriss der Gründer und Chefredakteur Daniel Puntas Bernet die Ausgangslage. Sechs Hefte pro Jahr im A5-Kleinformat, je mehr als 130 Seiten, Leineneinband, solide Gestaltung, konterkariert nur durch Schockfarben auf dem Cover; wenige Illustrationen und Grafiken, keine Fotos.

Viel Lesestoff

Dafür viel Lesestoff, Berichte, die nicht atemlos den News nachjagen, sondern sich Zeit und Raum nehmen für ungewöhnliche Zugänge zu brennenden, aber auch abseitigen Themen.

Zum Beispiel im aktuellen Heft: Was aus Marseille im Zuge der EU-Kulturadelung zu werden droht; wie das Prostitutionsverbot im Iran umgangen wird; was die Kanal- und andere Extremschwimmer für Menschen sind; wie Lebenslängliche zu Pflegern anderer Insassen werden: Diesen und weiteren Themen widmen sich Autoren, die fast immer orts- und sachkundig wirken. (Eine Ausnahme, allzu schnoddrige Eindrücke aus Syrien, dürfte die Regel bestätigen.) Eine historische Reportage - Niklaus Meienberg 1984 über den Vielreiser Papst Johannes Paul II. - ergänzt wie in anderen Heften das ambitionierte Angebot.

Die Taschenhersteller Freitag sind Partner des Medienprojekts. In ihren Shops und in ausgesuchten Zeitschriftenläden kann man Reportagen auch bekommen, weiters im Jahres-Abo um 75 - oder im Ewig-Abo um 750 Euro. (Michael Freund, DER STANDARD, 20.3.2013)