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Die Austria vermochte selbst gegen zehn Grün-Weiße nicht zu glänzen, doch Philip Hosiner machte einmal mehr den Unterschied.

Foto: APA/ Hochmuth

Wien - Hätte man Branko Boskovic einen Spaten gegeben, der 32-Jährige hätte ihn geschnappt, "danke" gesagt und sich ein Loch gegraben. Um in diesem für unbestimmte Zeit zu verschwinden. Ein Grube zu schaufeln, wäre im Hanappi-Stadion gar nicht so unmöglich gewesen, die Hütte gilt als baufällig. Der Montenegriner stammelte am Sonntagabend: "Es tut mir leid, ich war übermotiviert, dumm von mir, Entschuldigung, wir waren auf einem guten Weg". Die Reise endete für Boskovic nach zwei wahnwitzigen Fouls in der 29. Minute. Selten war im österreichischen Fußball ein Ausschluss derart unumstritten. Die Austria gewann auch deshalb das Derby 2:1, Rapid prolongierte das Leid.

Der neue Sportdirektor Helmut Schulte sparte sich Kritik an Boskovic: " Er weiß selbst am besten, was er verbockt hat. Aber zu viel Leben ist immer noch vernünftiger als zu wenig." Schulte sprach von einer Mannschaft, "die dominant aufgetreten ist" und über ein Spiel, "das objektiv Spaß gemacht hat. Tolle Stimmung." Subjektiv betrachtet war es für einen Rapid-Angestellten ein Jammer. "Denn Fußball ist auch ein Ergebnisspiel."

Rapid löst sich von der Austria völlig los, der Rückstand beträgt bereits 13 Punkte. Ein Zuwachs ist nicht unwahrscheinlich, am Sonntag steht die Partie in Salzburg an. Ohne den gesperrten Boskovic. Die Austria empfängt am Vortag die krisengeschüttelte Admira. Trainer Peter Stöger bedauerte Rapid, er meinte es gar nicht hämisch. "Sie hätten zumindest ein Unentschieden verdient, sie haben ein tolles Spiel gemacht. Das Ergebnis war für uns optimal, die Leistung vor allem in Überzahl ausbaufähig."

Effizienter Hosiner

Der zweifacher Torschütze Philipp Hosiner ist von jeglicher Kritik auszunehmen, effizienter ist maximal Graf Mensdorff-Pouilly beim Lobbyieren. Der schüchterne Hosiner hält nun bei 23 Saisontoren und war für sein Verhältnisse aus dem Häuschen. "Super, das war der nächste Schritt zum Titel." Kapitän Manuel Ortlechner hielt sich mit Belanglosigkeiten ("Natürlich kann man besser spielen") nicht lange auf. " Es geht immer nur um drei Punkte, und die haben wir geholt. Wir bleiben trotz des Vorsprungs der Jäger."

Rapids Trainer Peter Schöttel sieht sich nicht mehr als Teil der Jagdgesellschaft, es gelte nun, einen internationalen Startplatz zu holen und den Cup zu gewinnen. "Bauen wir auf diese Leistung auf, machen wir noch sehr viele Punkte." Auch Schulte ist davon überzeugt. Er hat nun drei Spiele der österreichischen Bundesliga gesehen, im Dezember im Fernsehen das 1:0 von Wiener Neustadt gegen Rapid, am Samstag live in der Südstadt das 2:1 von Wiener Neustadt gegen die Admira. Und am Sonntag saß er dann beim Derby (ganz ohne Wiener Neustadt) auf der Bank. " Dass ich zwei Siege von Wiener Neustadt erleben durfte, macht mir so schnell keiner nach."

Die Austria setzt auf sich selbst und auf Rapid, vielleicht entführen die Hütteldorfer aus Salzburg Punkte, dann wäre auch Red Bull ziemlich abgehängt. Momentan sind es zehn Zähler bei einer Partie plus. Stöger sieht es als Hauptaufgabe, dafür zu sorgen, "dass wir ruhig bleiben. Meine Mannschaft ist sehr bodenständig."

Seit zwölf Matches ist die Austria ungeschlagen, acht Derbys hat sie nicht verloren, die jüngsten drei gewonnen. Das wurmt Schöttel, er fürchtet vor dem nächsten, dem 305. Stadtduell, "dieselben Fragen". Das sei nicht zu verhindern. "Hoffentlich gibt es danach andere Antworten." (Christian Hackl, DER STANDARD, 19.2.2013)