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Betreff:

 

Foto: REUTERS/Thomas Peter

Haben alle ihre Wunschzettel an das Christkind/den Weihnachtsmann/Amazon abgeschickt? Dann werfen wir mal einen Blick auf Post, wie sie am Nordpol eher nicht eintrudelt. Ein Glück eigentlich, denn wer will schon Elfen weinen sehen? Schon gleich gar nicht, wenn in der polaren Kälte die Tränen zu Eis erstarren und ihnen die Augäpfel platzen lassen.

Hier also ein paar Auszüge aus E-Mails, die von unserer Außenkorrespondenz- an die Zensurstelle weitergeleitet wurden, weil sie sich um die ewig junge Frage "Warum werden meine Postings nicht freigeschaltet?" drehen. Und da es sich um Mails handelt, sind die Namen diesmal natürlich unkenntlich gemacht; im ersten Fall auch die der Beschimpfungsopfer.

"Was ist das eigentlcih für eine miese billige unglaublihch verdummende Zeitung? Man müsste mienen das wäre die gemässigtere Presse in Österreich, aber sie unterscheiden sich kein bisschen von Krone und Heute, bis auf dass sie die Nase verdammt weit oben tragen und sich im Image des 'intellektuellen' Blattes baden. (hirnficker wie [***] und dieser Trottel von [***])
[...]
Postings werden DURCHGEHEND zensiert, und ihre 'Beiträge' und Artikel sind eine PROVOKATION!!!!
und was soll diese verdammte berichterstattung über 'Apple' sie haben eine eigene Rubrik "Apple" der mehr bearbeitet wird als manch eine politische Sparte.
Gott sei Dank ist die Zeit der Printmedien bald vorbei"

Und Göttin sei Dank hat XY diesen Orakelspruch an ein Online-Medium geschickt. Nicht dass sich die PrintjournalistInnen dieses Landes den Elfen anschließen und die vorweihnachtliche Stimmung endgültig den Tränenbach runtergeht. Noch dazu wo sie für gut die Hälfte der hier bemängelten Formate gar nix können, weil diese nur im Online-Angebot enthalten sind. Was in der Natur der Sache liegend auch für die Posting-Zensur gilt, über die sich der wegen Floodings verwarnte YZ beschwert:

"also ihre verwarnung ist ja unglaublich . sie zensurieren laufend wie im hintersten stasi-schuppen, dass sich die balken biegen.
[...]
ich könnte ihnen beispiele an hand meiner postings dutzendweise belegen. aber das alles ist ihnen sowieso alles schnurzegal, wie ihr ignorieren diverser vielfacher hinweise, auch aus einem vielfältigen posterkreis, laufend beweist. sie können sicher sein, dass ich auf ihr präpotentes zensurverhalten auch in der öffentlicchkeit, so es mir möglich ist, darauf hinweisen werde."

In aller Öffentlichkeit steht auch der Hinweis auf unsere Forenregeln - von Interesse sind vielleicht die Punkte "Respektvoller Umgang", "Persönliche Angriffe" und "Diskriminierende und diffamierende Beiträge" inklusive dem Satz: "Insbesondere verboten sind rassistische, sexistische, antisemitische, eine Religion oder sexuelle Identität herabwürdigende sowie sonstige (kulturelle, nationale, ...) Gruppen pauschal verurteilende Postings." Immerhin halbdutzendweise hat unsere Korrespondenzstelle Widersprüche zu diesen Regeln mit Beispielen aus der Posting-Palette von YZ belegt: Von "das kommt davon wenn man glaubt, bei jedem sch...@ss dieses kranke zicken-i einfügen zu müssen ..." über "auch so ein -den islamisten ida kriecher? ..." bis zu "nochmals - lasst uns bitte mit den schwulen in ruhe ...". Allein, der Überzeugungserfolg hielt sich in Grenzen. Wie auch bei ZX, der aus obigen Gründen gebeten wurde, seinen Nick zu ändern. Und daraufhin schreibt:

"gehts eh no?
wie GENAU lautet der punkt in ihren forenregeln dem mein postingname widerspricht?
waere fuer eine SACHLICHE - nicht emanzenemotienelle - antwort echt dankbar."

Auf sachliche Antworten stehen wir auch. Manchmal bekommen wir aber eine wie die von XYZ:

"Sehr geehrte unbekannte Person,
Ihr Statement verdient eigentlich keine Antwort, sondern nur Barmherzigkeit. Sie kritisieren und zensieren meine Empörung über das NATO-Angriffsmassaker, welches der Barbarei Tür und Tor geöffnet hat. Sorry, wer immer Sie auch sind, Sie sind ein elendes Stück Scheiße und ich entschuldige mich dafür, weil ich mich nicht noch derber ausdrücken konnte."

Keine Entschuldigung notwendig, das derbe Element ist schon ganz gut herausgearbeitet. Spätestens an dieser Stelle würde sich jede Elfe den Strick nehmen oder eine Umschulung zum Türsteher beginnen. Auch kein schöner Gedanke. Damit wir nicht betrübt ins neue Jahr rutschen, folgt beim nächsten Mal als Teil 2 der Weihnachtspost-Ausgabe ein Dramolett um unerwünschte Wunscherfüllung, wie es das Leben schrieb. Bis dahin lasst uns weich und dampfend sein und uns recht von Herzen freu'n. (ZensorIn, derStandard.at, 21.12.2011)