Peking - China will die Schuldenkrise für günstige Firmenzukäufe in Europa nutzen. Es gebe einige Länder auf dem Kontinent, die wegen der angespannten Finanzlage ihre Unternehmensbeteiligungen an ausländische Investoren verkaufen wollten, sagte Handelsminister Chen Deming. "Wir werden das genau beobachten und vorantreiben." 2012 werde das Land eine Delegation entsenden, die den Handel und die Investments Chinas mit europäischen Ländern vorantreiben solle. China ist mit Währungsreserven von mehr als 3 Bill. Dollar (2,25 Bill. Euro) ein weltweit gefragter Investor.

Die EU hat unlängst versucht, China zum Kauf weiterer Staatsanleihen zur Stützung europäischer Länder in der Schuldenkrise zu bewegen. Die Regierung in Peking hatte darauf zurückhaltend reagiert. Chens Worte deuten darauf hin, dass sich China eher für Firmenbeteiligungen interessiert. Diesen Schluss lassen auch die Aussagen des chinesischen Staatsfonds CIC zu. Dessen Vorsitzender Lou Jiwei hatte am Wochenende in einem Gastbeitrag für die "Financial Times" geschrieben, China sei am Zukauf von Anteilen solcher Firmen interessiert, die am Ausbau der Infrastruktur in westlichen Ländern beteiligt seien - vor allem in Großbritannien.

Nach Einschätzung des Analysten Wang Jun von der staatlichen Denkfabrik CCIEE wird China bei möglichen Zukäufen in Europa auf weiter sinkende Preise für die Kaufobjekte setzen. Die Krise in der Eurozone sei noch nicht vorüber und habe noch nicht die Talsohle erreicht. Am interessantesten seien für China sicher Industriefirmen in Europa wegen ihrer Marktanteile weltweit, ihrer Technologie und ihrer großen Erfahrung, schrieb Wan.

Im schuldengeplagten Griechenland hat sich China bereits über das Unternehmen COSCO bei dem Betreiber des Hafens von Piräus eingekauft. Gleichwohl müssen die Investoren ihre Zukäufe genau abwägen. So war der Fonds CIC in China in die Kritik geraten, weil er in westliche Finanzinstitute investiert hatte, als die Finanzkrise noch nicht ausgestanden war. (APA/Reuters)