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15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind von der Endometriose betroffen: Durch das Wachstum von Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum leiden sie unter anderem unter Fruchtbarkeitsstörungen und teils extremen Schmerzen. Für die Schmerzen sind neue Nerven mitverantwortlich, die in die Endometrioseherde einwachsen, wozu sie durch den Nervenwachstumsfaktor NGF angeregt werden. Das konnte die Berliner Gynäkologin und Forscherin Sylvia Mechsner erstmals nachweisen. Für ihre Arbeit wurde sie beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim mit dem mit 3.500 Euro dotierten zweiten Preis der Kategorie Klinische Forschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2011 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. vergeben.

Hohe Rückfallraten, chronischer Verlauf

Endometriose ist eine chronische Erkrankung; bei circa 50 Prozent der betroffenen Frauen besteht ein anhaltender Therapiebedarf. Neben der starken körperlichen Einschränkung durch Schmerzen sind die Rückfallraten von 50 bis 80 Prozent auch nach operativer und Hormontherapie ein großes Problem. Zudem vergehen zwischen den ersten Symptomen und der Diagnose durchschnittlich sechs bis acht Jahre. „Das liegt unter anderem an der Unkenntnis über die Entstehung der Endometriose und die Mechanismen der Schmerzentstehung", sagt Mechsner. Sie konnte 2007 erstmals Endometriose-assoziierte Nervenfasern nachweisen, welche von unreifen Gefäßen begleitet sind. „Das legt die Vermutung nahe, dass Nerven in die Endometrioseherde hineinsprießen", erklärt die Forscherin. Auch der Nachweis von Nervenwachstumsfaktoren, die in Endometrioseläsionen ausgeschüttet werden, unterstützt diese Hypothese. Solche Endometriose-assoziierten Nervenfasern fanden sich insbesondere bei Patientinnen mit starken Schmerzen.

Nervenwachstumsfaktor spielt eine Rolle

In ihrer mit dem Förderpreis ausgezeichneten Arbeit „Overexpression of the nerve growth factor (NGF) in peritoneal fluid from women with endometriosis may promote neurite outgrowth in endometriotic lesions" untersuchte sie mit ihrem Team mögliche Wirkungen von Endometriose auf Nervenfasern detaillierter. Sie konnten zeigen, dass die Bauchfellflüssigkeit von Frauen mit Endometriose Substanzen enthält, die das Wachstum von Nervenfasern fördern. Der wichtigste Nervenwachstumsfaktor, der nerve growth factor (NGF), war darin bei Frauen mit Endometriose in einer signifikant höheren Konzentration vorhanden als bei nicht erkrankten Frauen. In einem in vitro-Wachstumstest für Nervenfasern konnte die Forscherin das Aussprossen von Nervenfasern durch die Inkubation mit Bauchfellflüssigkeit von Patientinnen mit Endometriose auslösen. Der Effekt ist sehr wahrscheinlich hauptsächlich durch den Nervenwachstumsfaktor (NGF) bedingt und lässt sich durch NGF-hemmende Substanzen unterdrücken. Bislang wurden neurogen bedingte Schmerzen in der Behandlung der Endometriose-assoziierten Schmerzen nicht berücksichtigt. (red)