Foto: Gluschitsch
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1992 protzte der Typhoon noch mit einem Puch-Logo. In Österreich halt. Auswärts nicht. Denn er war ja im Grunde keine Puch, sondern ein Piaggio. Damit ist auch klar, wer die Markenrechte des einstigen Stolzes Österreichs nun hat. In Italien war der Typhoon ein Gilera. Martialisch, im Military-Look, war der 125er-Zweitakter ein Verkaufsschlager. Kein Wunder, wenn man Michael Bernleitner glauben darf, der in der aktuellen Motomobil-Ausgabe schreibt: „So hat etwa ein Typhoon mit sorgfältig gemachtem 180er-Malossi-Kit in vielen Einsatzbereichen auch heute noch kaum einen Widersacher."

Dagegen ist der aktuelle Typhoon, der nun ein Piaggio ist, ein besserer Lufthauch, möge man meinen, wenn man einen Blick ins technische Datenblatt wirft. 9,3 PS machen keinen tropischen Wirbelsturm aus. Doch da schummelt sich der Roller durch die nackten Zahlen und geht sogar richtig gut. Zwar schwächelt er ein wenig am Start, aber wehe, der erste halbe Meter ist geschafft, dann zieht er. So sehr, dass ich meine gesammelten Vorurteile gegenüber 125er-Viertaktrollern über Bord werfe. Der Typhoon beweist, es muss nicht immer ein 300er sein, damit was weitergeht und das Fahren Spaß macht.

Stolze 114 km/h schafft er laut Tachometer ohne Probleme. Aufrecht sitzend, versteht sich – das ist für Kerle mit einer Körpergröße von 190 Zentimeter demütigend genug. Was die amtliche Messung ergeben hat, werden wir erst wissen, wenn die Daten aus dem geeichten Fotoapparat ausgewertet und am Postweg verschickt sind.

Foto: Gluschitsch

Dabei war der Volllast-Test auch so ein Nervenkitzel. Die 12-Zöller sind natürlich für so einen Blödsinn nicht ausgelegt. Und da kann einem das Gerümpel, das die Leut auf der Autobahn aus dem Fenster werfen, leicht einmal zu einem Puls verhelfen, wie man ihn als starker Raucher auch nach einem 100 Meter Sprint nicht hat. Wie muss das erst auf den 10-Zöllern des Puch Typhoon gewesen sein?

Als alter Schlammlurch komme ich mit den Stollenreifen natürlich nicht umhin, zumindest eine Schotterstraße zu vergenusswurzeln. Natürlich ist da klar, dass die kleinen Räder ihre Schwächen haben, aber der Vee Rubber überträgt die mehr als neun Pferde gut. Was vorher aufgibt, ist die Federung. Da heißt es Wertgegenstände und Plomben festhalten. Aber die gute Nachricht, für jene Glücklichen, die wirklich ihr Haus am Ende eines Schotterweges stehen haben: Einfach einmal versuchen, den Luftdruck auf 1,2 bar abzusenken, und das geht sicher wie geschmiert. Braucht er halt ein bisserl Gummi auf der Straße, aber das spart man eh locker an Sprit ein. Denn nicht einmal nach dem exzessiven Vollgas-Hatzerl klettert der Verbrauch auf vier Liter.

Angedacht ist der Typhoon aber eindeutig als Fortbewegungsmittel in der Stadt. So schlank und wendig wie er ist, kommt man mit ihm zwischen jeder Autokolonne durch. Und klar haben wir wieder Supersportler, die nur auf der Geraden das Gas finden, versagelt, aber die Geschichte möchte ich Ihnen diesmal ersparen. Sie klingt zu unglaublich, um nicht wieder ausgebuht oder als Märchenerzähler hingestellt zu werden.

Nix zum Ausbuhen gibt es beim Typhoon übrigens bei der Verarbeitung. Da haben wir schon ein bisserl geschaut, wie die Italiener ein so sauberes Eisen um nicht einmal 2200 Euro zusammenbauen. ABS gibt es um den Preis keines. Mir ist das ja nur recht – ja, ich weiß, die Sicherheitsfanatiker kriegen jetzt wieder einen halben Herzkasperl – aber um das Geld kauf ich mir lieber Sprit und fahr noch eine Runde auf der Schotterstraße.