Wien - Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, soll der Direktor der  Kunsthalle Wien, Gerald Matt, Mitarbeiter seines Hauses eingesetzt haben, um einen privaten Auftrag abzuwickeln. Matt habe für die gemeinsam mit dem Nationalrat herausgegebene Interviewsammlung "Österreichs Kunst der 60er-Jahre" sowie für zwei Ausstellungen im Hohen Haus 15.000 Euro Honorar erhalten und erst nach Recherchen des Magazins dabei involvierte Mitarbeiter extra honoriert. Matt indes weist gegenüber der APA die Vorwürfe zurück.

"Das Projekt wurde korrekt abgewickelt", betont Matt in einer schriftlichen Stellungnahme: "Obwohl der Vorstand der Kunsthalle Wien das Projekt begrüßt hat und auch als Kooperationsprojekt mit der Kunsthalle angesehen hat, habe ich großen Wert darauf gelegt, es über einen eigenen Rechnungskreis abzuwickeln und von den anderen Aktivitäten der Kunsthalle abzugrenzen. Die an dem Projekt mitarbeitenden externen Experten und auch die in dem Projekt eingebundenen Mitarbeiter wurden im Laufe des Projektes und werden nach Abschluss des Projektes für ihre Leistungen honoriert. Ebenso werden sonstige Kosten des Projektes wie Druck, Grafik etc. aus dem hierfür vorgesehenen Budget des Parlaments beglichen." In "profil" verweist Matt auf das Zeiterfassungssystem der Kunsthalle, "das exakt jene Zeiten aufzeichnete, in denen sich Kunsthallen-Mitarbeiter der Publikation widmeten".

In einer parlamentarische Anfrage an Parlaments-Präsidentin Barbara Prammer wirft der grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl unterdessen u.a. die Frage auf, warum sich das Parlament zur Beauftragung eines Werkes über österreichische Kunst der 1960er Jahre berufen gefühlt habe und ortet eine Parallelaktion zu der kürzlich eröffneten Ausstellung "Die 60er Jahre: Eine phantastische Moderne" im Wiener Museum auf Abruf (MUSA). Er stellt die Frage, ob die Interviews nicht besser im Katalog dieser Ausstellung aufgehoben wären. Weiters möchte er Auskunft über die genauen Kosten und über allfällige Vereinbarungen, die eine Mitwirkung von Kunsthallen-Mitarbeitern regeln. Matt könne nach 15 Jahren an der Spitze der Kunsthalle offenbar "für ihn zur Gewohnheit gewordenes Unrecht nicht mehr erkennen", wird Zinggl in "profil" zitiert. (APA)