Klagenfurt - Was hat Natur mit Utopie oder Stadt zu tun? Betrachtet man manche Stellen im städtischen Bereich, könnte die Annahme, Natur sei hier etwas Irreales, doch logisch erscheinen. Zumindest, nach Ansicht der britischen Fotografin Virginia Nimarkoh, die bis 25. Februar in der Ausstellung Urban Utopias im Kunstraum Lakeside die Ambivalenz des Natürlichen in der menschlichen Existenz im Großstadtdschungel Londons zeigt. Ambivalent deshalb, weil sich das Erscheinungsbild von Grünanlagen, Parks und Gemeinschaftsgärten stets ändert - und das fast schon abhängig von der jeweiligen Gegend und deren sozialem Umfeld.

Da präsentiert sich ein feiner englischer Rasen mit penibel gestutzten Bäumen und Sträuchern und wirkt in seinem sterilen Erscheinungsbild fast schon surreal. Im krassen Gegensatz dazu erblühen und verblassen Parks in heute weniger gut beleumdeten Stadtvierteln - in solchen, in denen einst berühmte historische Figuren hausten, in denen sich die Natur aber in ihrem Wachstum auch nicht länger behindern lässt. Ganz im Gegenteil, für manche Menschen scheint das Naherholungsglück überlebenswichtig zu sein, und sei es, dass sie in Parks und Grünanlagen ihr Gemüse anbauen. Das erinnert freilich wenig erwärmend an die Vorschläge einer Finanzministersgattin, die - ihres kristallinen Erbes eingedenk - einfachen und hungernden Menschen die Bewirtschaftung kleiner Grünstreifen mit Gemüse empfahl.

Da erscheinen die vom Menschen geschaffenen Gebäude inmitten der wildwuchernden Sträucher schon wieder utopisch - wie Fremdkörper, die die Vergänglichkeit der Zivilisation vors Auge führen und das menschliche Verständnis von Schönheit, Natur und Stadt generell hinterfragen. (Charles Steiner, DER STANDARD - Printausgabe, 15. Februar 2011)