Für seine neueste Serie großformatiger Tafelbilder hat Heimo Zobernig ein Display entwickelt, das an eine Blue Box erinnert.

Foto: Galerie Meyer Kainer

Die Galerie Meyer Kainer taucht er für den neuesten Bilderzyklus in magisches Blau.

Wien - Ein beliebiges Bild nachträglich auf einen Träger setzen zu können: nichts anderes ermöglicht das Chromakeying, auch Bluescreen-Technik genannt. Blau, genauer Chromblau, ist das Ganze nur deswegen, weil es jene Farbe ist, die am menschlichen Körper am seltensten vorkommt. Das Freistellen der Figur, die den neuen, repräsentablen Hintergrund erhält, ist daher ganz leicht. In der Malerei geschieht im Grunde nicht viel anderes: Leinwände können sich mit was auch immer füllen, sind Träger von Weltbildern, Moden, Mystifikationen und obendrein perfekte Kulisse für Inszenierungen aller Art.

Dass Heimo Zobernig (geb. 1958) große Teile der Galerie für seine aktuelle Ausstellung mit chromblauen Papierrollen ausgeschlagen hat, ist also nicht nur mit seinen frühen Erfahrungen als Bühnenbildner zu erklären. Es ist auch ein Hinweis auf die Architektur von TV-Studios und in weiterer Folge auf die Gemachtheit, die Inszenierung von Kunst und fügt sich damit logisch in sein die Produktion und Rezeption von Kunst hinterfragendes OEuvre.

Seit seinen Anfängen, als er den mystisch aufgeladenen Bildern der Neuen Wilden Reduziertes, Versachlichtes entgegensetzte, verweigert er sich der Darstellung. Das, womit er den Bildträger füllt, sind klare, monochrome Farben wie Schwarz und das immaterielle Blau sowie Buchstaben: Wie und ob die Arbeiten ohne Titel inhaltlich interpretiert werden, bleibt Sache des Betrachters: Ton in Ton variiert Zobernig die Worte "Fuck", "Painting", "Sculpture" oder auch den zuletzt oft gehörten Begriff der "Financetransactiontax".

Interessant auch die Technik, die er ebenso 2005 für eine Leinwandserie anwendete. Sie variierten, in Bezugnahme auf Piet Mondrians Bilder Composition with Grid (1918/19), ein abstraktes Raster. Teilweise nutzte er dazu Klebebänder, überstrich die farbigen Leinwände weiß und zog die Streifen wieder ab: Traditionell weiße Bildträger und aufgetragenes Kolorit - dieses Prinzip wird damit einfach umgedreht. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 10. Februar 2011)