*** Heat pump on a single family house in Düsseldorf North Rhine Westphalia Germany
Wärmepumpe an einem Einfamilienhaus in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland.
IMAGO/Robert Poorten

Fast genau ein Jahr nachdem die neue Geschäftsführung des Austrian Institute of Technology (AIT) vorgestellt wurde, zog diese am Dienstag in Wien nun ihre erste Jahresbilanz. Das Forschungsinstitut, das sich als Schnittstelle zwischen Industrie und Wirtschaft auf der einen und Wissenschaft und Gesellschaft auf der anderen Seite versteht, konnte die betrieblichen Erträge um 9,2 Prozent auf den neuen Rekordwert von knapp 199,7 Millionen Euro steigern. Mit einem Ergebnis vor Steuern von 5,59 Millionen Euro konnte man auch inflationsbedingte Kostensteigerungen wettmachen, die von der öffentlichen Hand nicht abgegolten wurden.

Die thematischen Forschungsschwerpunkte haben sich indes kaum verändert: Künstliche Intelligenz, Akkuforschung und die Dekarbonisierung im Energiebereich sind einige der Schlagworte, die während der Pressekonferenz mehrfach gefallen sind. Weitere Forschungsfelder, in denen das AIT auch international glänzen will, sind abhörsichere Quantenkommunikation, Automatisierungslösungen in der Industrie sowie die Interaktion von Mensch und Maschine, was ebenfalls in industriellen Produktionsprozessen, aber nicht nur dort immer wichtiger wird.

Labor für Feststoffakkus

Um Forschungsideen so weit auszuarbeiten, dass sie in wenigen Jahren in der Praxis verwendet werden können, wird etwa in ein Labor für Feststoffbatterien investiert. Es soll bis Jahresmitte verwirklicht werden und den AIT-Forschenden dabei helfen, neue Materialien für den Akku der Zukunft zu entwickeln. Neben einer besseren Leistungsaufnahme und schnelleren Ladezyklen arbeitet das AIT vor allem auch daran, seltene Rohstoffe in Batterien obsolet zu machen. Aber auch das Recycling der Akkus, die sowohl zur Speicherung erneuerbarer Energie als auch in Autos Verwendung finden sollen, soll künftig von Anfang an mitkonzipiert werden.

Wärmepumpen in Haushalten sind das eine - mindestens ebenso viel, wenn nicht mehr Potenzial versprechen sie entsprechende Großwärmepumpen in der Industrie.
Wärmepumpen in Haushalten sind das eine – mindestens ebenso viel, wenn nicht mehr Potenzial versprechen entsprechende Großwärmepumpen in der Industrie.
APA/HELMUT FOHRINGER

Um die Wende zu nachhaltiger Infrastruktur zu schaffen, investiert das AIT zudem in Klimakammern, um neue Konzepte in simulierten Umweltbedingungen auszutesten. Ebenfalls wird für moderne Prüfanlagen für Wärmepumpen Geld in die Hand genommen, denn an diesen führt nach Ansicht der AIT-Fachleute kein Weg vorbei. Auf die etwa in Deutschland, aber auch in Österreich politisch kontrovers und emotional geführten Diskussionen wollte Brigitte Bach, AIT-Geschäftsführerin und Physikerin, nicht wirklich eingehen. "Es stimmt, dass das lange diskutiert wurde, auch mit welchem Strom man sie betreibt, aber die Diskussion ist eigentlich durch", sagte sie auf STANDARD-Nachfrage.

Denn dabei handle es sich um eine Effizienztechnologie, die man in Kombination mit grünem Strom fürs Heizen von Wohnungen, aber auch als Großwärmepumpen für Fernwärme ganzer Städte brauchen werde. Das Konzept sei alles andere als neu und daher bestens erprobt, noch dazu sei es vom österreichischen Pionier Peter Ritter von Rittinger erfunden worden, erinnerte Bach. Auch in der Industrie gebe es schon diverse Projekte, bei denen sich der Einsatz von Gas ersetzen und bis zu 80 Prozent Energie einsparen lasse, pflichtete Andreas Kugi, Scientific Director des AIT bei.

Wissenschafter, kein Politiker

Die Frage, ob ihn markante tagespolitische Sager, sei es jetzt über Wärmepumpen oder Verbrennermotoren, nicht stören, wenn doch das AIT gerade in diesen Forschungsfeldern sehr aktiv sei, verneinte er auf Nachfrage. "Ich bin in erster Linie Wissenschafter. All das, woran wir forschen und was wir entwickeln, orientiert sich nicht an der Tagespolitik, sondern versucht, fünf bis zehn Jahre in die Zukunft zu schauen", sagte Kugi. Neben seiner Tätigkeit am AIT ist er auch Professor für komplexe dynamische Systeme an der TU Wien.

Die Geschäftsführung des AIT Austrian Institute of Technology: Andreas Kugi (links), Brigitte Bach und Alexander Svejkovsky.
APA/AIT/JOHANNES ZINNER

All das passiere in enger Abstimmung mit der Industrie und Wirtschaft, sprich, man versuche die Grundlagen zu schaffen, damit man diese neuen Technologien einsetzen könne, wenn sie dann tatsächlich gebraucht würden. Und was etwa das 80-prozentige Einsparpotenzial von Wärmepumpen im industriellen Bereich betreffe, verfüge man längst über das Datenmaterial, dass dem auch wirklich so sei. "Der Einsatz ist für Unternehmen meist weniger eine ideologische als eine reine wirtschaftliche Frage", sagte Kugi.

Republik als Eigentümer

Der Politik ganz auskommen kann natürlich auch das AIT nicht. Denn die Republik Österreich ist über das Klimaschutzministerium mit 50,46 Prozent der Mehrheitseigentümer, die restlichen Prozent gehören einem Zusammenschluss von Industrieunternehmen, vertreten durch die Industriellenvereinigung. Während die Zuwendungen des Bundes im Vorjahr um 4,4 Prozent auf 56,1 Millionen Euro stiegen und damit deutlich unter der Jahresinflation lagen, konnte das AIT 2023 sein gutes Geschäftsjahr vor allem durch externe Erlöse retten. Diese stiegen mit einem Plus von fast 14 Prozent auf 117,4 Millionen Euro. Besonders stark war die Steigerung um 22,9 Prozent bei kofinanzierten Projekten.

Da die Auftragslage mit 260 Millionen Euro im Vorjahr deutlich anstieg, ortete auch Alexander Svejkovsky, wirtschaftlicher Geschäftsführer des AIT, das Unternehmen "finanziell auf solidem Grund". Wie schon im Vorjahr drängt er auf eine Valorisierung der Bundesmittel im Forschungsfinanzierungsgesetz. Da dies in der laufenden Periode nicht der Fall sei, plädierte er darauf, Inflationsmechanismen künftig mitzudenken.

Ersatz für Technologiegespräche

Eine weitere Neuerung bringt die Neuordnung des Europäischen Forums Alpbach, das traditionell auch die sogenannten Technologiegespräche als fixen Programmpunkt hatte. Die mehrtägige Veranstaltung soll davon nun völlig abgekoppelt und an wechselnden Standorten stattfinden. Premiere feiert die Veranstaltung, die unter dem neuen Namen "Technology Talks Austria" angekündigt wurde, von 12. bis 13. September im Museumsquartier in Wien. Thematisch geht es um die ökologische, digitale und sozial gerechte Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft. Zusätzliche Gäste will man angesichts des am Vortag stattfindenden Forums der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gewinnen. (Martin Stepanek, 8.5.2024)