Affenliebe: Anaya (Travis Jeffery) und Noa (Owen Teague) in
Affenliebe: Anaya (Travis Jeffery) und Noa (Owen Teague, beide hinter digitaler Maske) in "Planet der Affen: New Kingdom".
20th Century Studios; Disney

Eine gute Sache hat der Affenplanet, zu dem sich nun, da die 4000-jährige Herrschaft der Menschen schon eine Weile zu Ende ist, die Erde entwickelt hat: Das Klima passt. Denn in dem jetzt im Kino anlaufenden Planet der Affen: New Kingdom ist alles hübsch grün zugewachsen, das Wetter ist stabil, und die Temperatur könnte man, gemessen an der Kleidung der spärlich darin vorkommenden Menschen, als pullitauglich beschreiben.

Eigentlich gibt es also keine Probleme, und deshalb wirken die ersten Bilder des Schimpansenstamms, um den es hier geht, als ob sie aus dem zauberhaften Avatar-Universum stammten. Verspielte Affen im Teenager-Alter springen durch beschauliche Waldlandschaften und erklimmen schwindelerregende Höhen, um an Adlereier zu gelangen. Denn in diesem Stamm darf ein jeder Affe einen Adler heranziehen, der dann sein treuer Freund und Begleiter ist. Sieht man einmal vom Nestraub ab, leben hier zwei Spezies in harmonischer Eintracht zusammen. So schön kann es freilich nicht bleiben.

Sci-Fi-Märchen im Affenwald

Als Sci-Fi-Märchen mit uninspiriertem Bum-Bum-Sound inszeniert Regie-Newcomer Wes Ball (bisher hatte er die Teenie-Comic-Verfilmung The Maze Runner zu verantworten) den Neuaufwasch des Klassikers, aus dem bereits zwei Franchises entstanden sind. Das erste im Anschluss an den Originalfilm mit Charlton Heston aus dem Jahr 1968, das zweite war die sehenswerte Trilogie über den ersten schlauen Schimpansen Caesar, grandios verkörpert von Andy Serkis ab 2011. Balls New Kingdom soll der Auftakt einer neuen Trilogie sein und schließt an die düstere Caesar-Reihe an, ohne dieser allerdings das Wasser reichen zu können.

Charlton Heston in
Die Idee hinter der nicht übermäßig behaarten Brust von Charlton Heston in"Planet der Affen" (1968) hat bereits das dritte Franchise inspiriert.
© Collection Christophel/APJAC P

Kurzum: Die dem Stoff innewohnende Furcht, dass Affen irgendwann einmal den Menschen evolutionär überholen und verdrängen werden, ist genauso wenig totzukriegen wie der Mensch selbst. Das bemerkt Noa, der Held von New Kingdom, bald, denn nachdem maskierte Gorillas sein Dorf verbrannt und seinen Stamm versklavt haben, heftet sich eine junge Frau an seine Fersen. Sprechen kann sie freilich nicht, das können Menschen schon lange nicht mehr, behauptet der Orang-Utan Raka, dem Noa auf seiner Reise begegnet. Außerdem besitzt Raka Geschichtswissen und glaubt – dabei beruft er sich auf (Andy Serkis') Caesars Vermächtnis – an ein Zusammenleben zwischen Mensch und Affe. So darf die junge Frau, die aussieht wie eine ungewaschene Disney-Prinzessin, bald mit Raka und Noa auf die Suche nach dem verschleppten Stamm gehen.

20th Century Studios

Der Schlüssel zur Macht

Dass die klassische Heldenreise nicht ohne Gefahren vonstattengeht, überrascht nicht. Dank des schablonenhaften Drehbuchs hat das Auge viel Zeit, auf dem renaturisierten Planeten zu verweilen. Wie schön doch von der Natur überwucherte Städte aussehen ...! Wäre da nicht dieser leidige Drang nach Wissen und Fortschritt, dem auch der Affenkönig, der Noas Stamm verschleppt hat, anhängt. Besonders fasziniert diesen selbsternannten Caesar das Römische Reich, weshalb er einen Menschen aushält (ein zitternder William H. Macy aus Shameless), der ihm Kurt Vonnegut vorliest. Dieser falsche Caesar möchte in einen Militärbunker gelangen, in dem sich – so vermutet er – der Schlüssel zur Allmacht befindet. Deshalb lässt er alle anderen für sich schuften.

Ganz falsch liegt der Grobian nicht. Denn nachdem er auch Noa und die Menschenfrau, die übrigens doch sprechen kann und Mae heißt, gefangen hat, will auch Mae in diesen Bunker. Mithilfe von Noa und seinen Freunden gelingt es ihr. Ende gut, alles gut, könnte man denken, wäre da nicht das leidige Versprechen eines Franchise, dass all das nur die Vorgeschichte war. Denn Mae führte etwas ganz anderes im Schilde, das schlussendlich nicht wahnsinnig überrascht. So viel nur: Im nächsten Teil des Menschen-Affen-Zirkus darf man sich höchstwahrscheinlich auf Gäste aus dem All gefasst machen. Das war's dann wohl mit dem angenehmen Klima auf dem Planeten der Affen. (Valerie Dirk, 8.5.2024)